Ca. 90 Minuten Bügeln liegen vor mir. Gut, ich bin auch nicht besonders schnell im Bügeln, andere würden sagen: 30 Minuten Bügeln liegen vor mir. Leider bin ich nicht nur eine langsame Büglerin, sondern ich bekomme auch extrem schlechte Laune davon. (Vergleichbar hausarbeitsbezogene schlechte Laune bekomme ich vom Bettenbeziehen, vom Weihnachtsbaumrausschmiss Mitte Januar und davon, wenn ich dreckiges Geschirr, das andere einfach in die Spüle gestellt haben, aus der inzwischen angesammelten trüben Sauce fischen und tropfend in die Spülmaschine stellen muss.)
Um mich vom Bügeln abzulenken und mich noch doller auf New York freuen zu können, werde ich dazu meine DVD von „Alle sagen I love you“ ansehen. Und aus diesem Anlass gibt es jetzt eine Liste von großartigen Filmen, die man sich auch im tiefsten In Vitro-Blues gefahrenlos ansehen kann.
1.Alle sagen I love you. Angeblich ist das der Woody Allen-Film für Leute, die Woody Allen-Filme hassen. Es wird gesungen (was ausnahmsweise schön, rührend und gut ist), und am Ende glaubt man sogar für fünf Minuten, dass Julia Roberts sich in Woody Allen verliebt (oder fände es jedenfalls schön, wenn es passieren würde).
2. Welcome to the dollhouse. Ein Film, in dem Eltern und Geschwister so dermaßen ätzend zu einem Unglückswurm von Teenie-Mädchen sind, dass man sofort unterschreiben würde, dass ein Familienleben sowieso eigentlich nichts erstrebenswertes ist.
3.Rushmore. Ein 16jähriger Junge droht, von seiner geliebten Schule zu fliegen, obwohl er die Bienenzucht-AG, den Schachclub und noch acht andere AGs mit dem Charme eines großen Feldherrn leitet. Dann verliebt er sich auch noch in seine Englischlehrerin und konkurriert gegen Bill Murray. Zu der Filmmusik würde ich gerne Skiurlaub machen. Und wenn ihr mit Rushmore durch seid, dann seht euch die Royal Tenenbaums an.
4.Der Exorzist. Guckt sie euch nur an, die Kleine! So kann's nämlich auch gehen!
5.Alle Filme mit geheimnisvollen und einsamen Helden. Batman, Indiana Jones, Sherlock Holmes (die alten schwarzweißen aus England), die Star Wars-Filme, V for Vendetta oder auch die Ringe-Trilogie, falls ihr nicht meine Allergie gegen romantisches Tin Whistle-Geflöte und über Generationen erfülltes Schicksal habt. Außerdem alle James Bond-Filme. Zur Definition des einsamen Helden gehört es, dass er wenig Gesellschaft hat, und Kinder zählen wohl als Gesellschaft.
6.Zum großen Teil deckungsgleich mit Nr.5, aber trotzdem: alles, was in die Kategorie „Jungsfilme“ fällt. Aus irgend einem Grund sehen sich Männer scheinbar nicht gerne Filme an, in denen Besuche beim Frauenarzt vorkommen. Deshalb sind wir in ihrem Revier ziemlich sicher. Für mich sind Jungsfilme: die Matrix, X-Men, alle Horrorfilme, der Pate, Goodfellas, die üblichen Verdächtigen, Ocean's Eleven, alles mit Bud Spencer und die Untouchables (gut, es gibt die Kinderwagen-Szene im Bahnhof und das kleine Mädchen am Anfang, aber ihr könnt euch währenddessen ja ein Getränk holen oder euch nebenan die Zehennägel frisch lackieren).
7.Stolz und Vorurteil in der BBC-Fassung. Rammdösige Teenies, ein dumpfes und hysterisches Muttertier, jede Menge Verwicklungen und Verwechslungen und Missverständnisse, Pferde und Kostüme und Landhäuser und eine Liebesgeschichte, in der es über Stunden und Stunden nur darum geht, ob sie sich kriegen und nicht darum, ob sie ein Baby kriegen.
8.Fast alle Filme aus den 40ern und 50ern. Zu dieser Zeit galt es wohl als schlechtes Benehmen, gynäkologische Themen in Unterhaltungsfilmen zu verbraten. Wird trotzdem mal jemand schwanger, dann gibt es auf diese Nachricht hin erst mal eine Runde Martinis. Außerdem eine sichere Bank: alle Filme, zu denen die Musik von Henry Mancini stammt (schmierige Ausnahme: Love Story. Aber es kann sowieso keine Lebenslage geben, in der dieser Film richtig wäre.)
Jetzt muss ich wohl leider wirklich mit dem Bügeln anfangen, Shampoo aus großen Flaschen in kleine Flaschen umfüllen, meinen Pass suchen und Koffer packen. Aber die Liste wird fortgesetzt.
invisible apple cake
vor 4 Tagen
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