Donnerstag, 21. Mai 2009

Voll Sorry, aber:

Liebe In Vitro-Frauen da draußen, es tut mir sehr leid, aber momentan ist leider in dieser Hinsicht nichts los hier. Nüschte. Wenn euch also mein Geschwärme von New York, meine joblichen Verwicklungen, mein Speiseplan und der ganze Rest meines normalen Lebens nicht so richtig interessieren, kann ich Euch nur um Entschuldigung bitten und auf die Zeit in einer Woche vertrösten, wenn der Synarela-Startschuss fällt und es ernsthaft losgeht. Aber ich habe im Moment leider nichts mit Kinderwunsch-Bezug zu schreiben. Es sei denn, ich quetsche mir aus der Tastatur, dass hier eine Menge Frauen unterwegs sind, die ihren Kinderwagen schieben und es scheinbar selbst noch nicht so richtig glauben können. Denen lächle ich im Vorbeilaufen zu, und sie grinsen zurück und gucken so, als wollten sie sagen "Verrückt, oder? Das ist doch irgendwie alles nicht wahr, ich meine, ICH hab ein Baby?". Während sie zuhause in Hamburg oft eine etwas breitere mütterliche Bugwelle haben, als wäre völlig klar für sie, dass sie sich selbst-ver-ständ-lich vermehren können, wäre ja gelacht! Oh, war das ihr Fuß unter meinem Zwillingskinderwagen? Hätten sie aber auch mal besser aufpassen können.

Aber sonst? Kann ich eigentlich nur schreiben, dass man manchmal auf den spießigen Reiseführer hören soll: das tollste an Staten Island ist die Fähre, die alle halbe Stunde völlig umsonst vom Battery Park aus da hinfährt, von dieser Fähre aus hat man nämlich eine großartige Aussicht auf die Freiheitsstatue und Ellis Island. Aber dann sollte man sich sofort anstellen für die Fahrt zurück, denn auf der Insel sieht es aus wie in einer hässlichen amerikanischen Kleinstadt, in der man irgendein Beruhigungsmittel ins Trinkwasser gemischt hat, die hängen und lungern da alle irgendwie rum. (Täte ich auch, wenn ich mein Leben auf Staten Island verbringen müsste.) Angeblich gibt es da irgendwo ein ganz tolles Restaurant für Cajun Cooking, aber bis dahin haben wir es nicht geschafft, die Insel hatte uns schon nach dreihundert Metern fast völlig narkotisiert, und mit letzter Kraft sind wir zurück auf die Fähre gestolpert.
Dann kann ich noch schreiben, dass ihr nicht alles glauben dürft, was euch bei Sex and the City erzählt wird (aber das wisst ihr, oder? Da muss nicht erst ich kommen?), dass es nämlich vollkommen ok ist, auch in den besten Gegenden von New York NICHT immer auf High Heels unterwegs zu sein. Weiterhin dürft ihr nächstes Mal die Augen verdrehen, wenn in einem Film mit New York-Bezug jemand ächzt und sagt "Ich bin zu Fuß gegangen, die ganzen 20 Blocks!" Wir haben es gerade ausgerechnet, und wir sind bisher in drei Tagen 450 Blocks zu Fuß gelaufen. So. Und nein, nicht alles auf High Heels.
Dann ist mir gestern noch etwas passiert, das mir im ganzen Leben tatsächlich noch nie passiert ist (aber dazu kommt man ja her, oder?): ich habe so viel gegessen, dass ich danach zwei Stunden lang den Mund zulassen musste, um nicht alles wieder auskotzen zu müssen. Wir waren bei Miss Mamie's in Harlem (und ja, wir waren zu Fuß da, von der 17. bis in die 110. Straße), und ich hatte Schweinerippchen, Rinderrippchen, Hühnchen, Fisch und Gambas und Süßkartoffeln und Maccaroni&Cheese und eine Art Grünkohl, nur besser, alles auf einem riesigen Teller, und das war alles viel zu gut um aufzuhören, und außerdem war es so eine Art Mutprobe, weil wir die einzigen Nicht-Harlemer in dem Laden waren und auf keinen Fall scheitern wollten, und so kam das. Uff. Ich hatte große Pläne, was das Essen hier betrifft, und ich kann sagen, bisher bin ich ihnen gerecht geworden. Aber wir sind nicht nur zum Essen hier (L. schon gleich gar nicht!), heute wird es knackeheiß, wir fahren nach Coney Island. Liebe Blog-lesenden Hasen, wenn ihr nie wieder was von mir hören solltet, dann liegt es daran, dass L. mit mir in der hundertjährigen Holz-Achterbahn fahren will, von der ihm schon sein Physiklehrer in der sechsten Klasse vorgeschwärmt hat. Na gut. Wenigstens sterben wir dann zusammen, Hand in Hand.

2 Kommentare:

  1. Ich find auch New-York-Erlebnisse spannend zu lesen! Danke!

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  2. Ach, ich lese hier nicht (nur), weil es um IVF geht und du mir quasi geradwegs aus dem Herzen schreibst, sondern weil dein Blog an sich lustig und lesenswert ist! Also her mit den NY-Erlebnissen, so eine Ablenkung zwischen den Behandlungen tut auch mal sehr gut!

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