Samstag, 16. Mai 2009

Vorfreude auf die Vorfreude

Jetzt, wo der Abschied näher rückt, werde ich sentimental. Und genau das wollte ich doch nicht! Auf einmal fällt mir bei jedem Kollegen ein, was ich an ihm mag, ich sehe sogar die üble Kaffeemaschine und die schäbig gewordenen Zeitschriftenständer, die Mikrowelle mit den Ravioli-Spritzern und den Schwarzweiß-Kopierer voller Wehmut an, dass wir uns jetzt bald trennen werden. Und zwar vermutlich für immer. Die Sentimentalität treibt mich dazu, mehr Bier zu trinken, als gut für mich ist, und dann am nächsten Tag fast einzugehen vor Scham, was für einen Unfug ich wieder mal geredet habe. Jedenfalls, falls ich mich korrekt an alles erinnere. Ein Glück hab ich noch vor Mitternacht nach Hause gefunden, das hätte übel enden können. Vielleicht fühle ich mich auch nur so blöde, weil ich verkatert bin. Scham als chemisches Abfallprodukt. Warum warum warum kann ich nicht einfach nur blöd tanzen oder zu viel essen wie andere, wenn sie zu viel trinken? Bei mir reichen schon zwei Bier, und ich werde plötzlich sehr, sehr zutraulich und nett und erzähle jedem, was für ein großartiger Mensch er für mich ist. Und angeben kann ich! Brrrrrrrr.

Morgen früh werde ich aufwachen, einen klaren Kopf haben, und dann werde ich mit Sicherheit wissen, wie toll das ist, dass die nächsten Wochen jetzt wieder mit einem festen Plan verbunden sind. Einem Plan, in dessen Verlauf ich nicht nur meine Befreiung aus der ollen Mühle feiern können werde und endlich den Urlaub mache, den ich schon im Dezember machen wollte, nur diesmal mit Sonne und Wärme und ohne Hunderttausende von Menschen im Weihnachts-Shopping-Rausch um mich herum, sondern ein Plan, den ich jetzt schon auf einem gelben Zettel habe. 29.5. (nicht 26., wie ich zuerst dachte) – Nasenspray, 10. Juni – Ultraschall und vermutlich Start der Spritzen, und so ca. 12 bis 14 Tage später die nächste Follikelpunktion. Das ist fast, als wäre der Stuhl jetzt schon mit Papier für mich ausgelegt und die Narkose jetzt schon für mich aufgezogen. Sehr gut. Wer hätte gedacht, dass man ausgerechnet mich mit einem Terminplan so glücklich machen kann?

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