Mittwoch, 1. Mai 2013

Flora auf der Flucht

Ich mache das nicht gerne. Erinnert sich noch jemand daran, wie lange ich gebraucht habe, um die Kinderwunschklinik zu wechseln? Ich bin inzwischen Experte darin, mich zu beruhigen und zu beschwichtigen und alle nagenden kleinen Sorgen und Bedenken aus dem Weg zu schaufeln, nur, damit ich niemanden irgendwie vor den Kopf stoßen muss.
Und jetzt ist es wohl so weit.
Gestern Abend war ich nach der Arbeit noch bei einer Freundin auf der Geburtstagsparty. (Bevor hier eine was von "Schonen" zischt: um elf sind wir gegangen, bis dahin habe ich nur auf dem Sofa gesessen und zwei Maracuja-Schörlchen getrunken.) Dort waren nicht nur etliche Damen versammelt, die meine jetzige Gynäkologin kennen (und inzwischen die Ärztin gewechselt haben), sondern auch mehrere frisch gebackene Mütter. Und irgendwann war ich von einem Sprechchor umringt, der sehr überzeugend auf mich einredete. Zuhause habe ich das alles dann noch mal hin- und hergewälzt. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich versuchen werde, kurz vor Torschluss jetzt doch noch die Ärztin zu wechseln. Ich mag meine Ärztin! Keine Frage! Ich hab sie auch lange verteidigt, das ist nicht das erste Mal, dass mir Freundinnen sagen, ich sollte mir eine andere suchen. Aber gerade bin ich ziemlich unglücklich dort. Es ist so eine merkwürdige Mischung aus Angst machen und dann wieder drüber weg bügeln. Zum Beispiel meine Kreislauf-Pannen: es ist mir jetzt schon ein paar Mal passiert, dass mir von jetzt auf gleich schwindelig bis zum Umfallen wird. "Jaja, kommt vor" ist so ungefähr ihre Reaktion. Oder das Bluthochdruckmedikament, von dem mir jetzt schon zwei andere Ärzte gesagt haben, das wäre für mich als Schwangere aber jetzt nicht so gut. Oder - und das ist für mich gerade das Wichtigste - dass mir vor Wochen eine Ärztin aus der Superultraschallklinik gesagt hat, sie wäre nicht ganz sicher, ob die Plazenta richtig arbeitet, das müsste man im Auge behalten - und sie mir immer nur sagt, wird schon, lassen sie sich nicht verrückt machen. Dabei haben mir die anderen Mütter gestern erzählt, bei ihnen hätte die Ärztin bei fast jedem Termin mit dem Doppler nachgesehen, wie es denn nun genau aussieht. Meine zieht das scheinbar nicht in Erwägung, obwohl das Kind doch gerade noch ein Brummer war und jetzt plötzlich so zierlich ist UND ich zu hohen Blutdruck habe, der sich auch negativ auf die Arbeit der Plazenta auswirken kann. Ich will nicht ständig nach solchen Dingen recherchieren müssen. Ich will mich drauf verlassen können, dass meine Ärztin alles tut, was nötig ist, damit mein Kind gesund zur Welt kommt und ich nicht wahnsinnig werde. Jetzt sind mir zwei Ärztinnen ans Herz gelegt worden (und nicht zum ersten Mal), die beide in der gleichen Praxisklinik arbeiten. Und bevor ich mich selbst wieder weichklopfe mit meinen Beruhigungsmantras, habe ich heute morgen da hingeschrieben, kurz meine Situation erklärt und um einen Termin gebeten. Ich will mich nicht mehr selbst hypnotisieren müssen, um mich gut versorgt zu fühlen. Ich will mich einfach gut versorgt fühlen.
Ich tue das immer noch nicht gerne. Mir graut davor, in der alten Praxis anzurufen und denen zu sagen, dass es das war und dass sie bitte alle meine Unterlagen an die neue Adresse schicken. Aber ich werde es tun. Hier geht's schließlich nicht mehr nur um mich.

5 Kommentare:

  1. Ich kann dich so gut verstehen, glückwunsch zur Entscheidung!
    Ich habe meinen Frauenarzt zu Beginn der SS gewechselt - und kam mir anfangs vor wie eien Verräterin. Ich war dort jahrelang, er hatte den Anstoß gegeben in die Kiwu-Praxis zu gehen (das wir da erfolglos blieben, war ja nicht seine Schuld...). Für ein mal im Jahr Vorsorge war das auch ok da, so richtig wohl hab ich mich aber nie gefühlt. Und dann war ich vollkommen überraschend schwanger. Er hat mir zu Beginn jedes Termins irgendwelche Horrorgeschichten von anderen Schwangeren erzählt (8. SSW - Sorge ob das Herz schlägt - er erzählt mir, dass er "vorhin gerade leider einer anderen Frau sagen musste, dass da kein Herz mehr schlägt". usw. Why???) und dann hat er in der 12. SSW meinen ausdrücklichen Wunsch keine NFM zu machen einfach ignoriert und mit dem Kommentar abgetan, dass er ja wissen müsse, was Sache ist. Und selbst da brauchte ich noch den Zuspruch meiner Hebamme im Erstgespräch, dass ich vielelicht doch wechseln sollte.
    Wegen des Quartalswechsels ging das dann auch Ruckzuck - sonst hätte ich es wohl auch gelassen.
    Meinen Frisör wechsel ich ohne zu zögern wegen Kleinigkeiten, aber in so elementaren Bereichen mache ich viel mehr mit. Warum? Keine Ahnung. Irgendwie ist das so intim, dass es sich ein bisschen wie Schlussmachen anfühlt, oder?
    Sorry, ist jetzt ganz schön lang geworden...
    Alles Gute für den Endspurt!
    Tina

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  2. Laß doch die neue Praxis anrufen, daß sie die Unterlagen brauchen. Klappt meistens.

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  3. Vielleicht kann sie auch keinen Doppler machen, weil das mit ihrem alten Ultraschallgerät nicht geht. Das kann wohl nicht jedes. Erst recht ein Grund zum Wechsel.

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  4. Gute Entscheidung! Mein Frauenarzt konnte auch nicht selbrr dopplern, aber der hat mich dann halt einfach in der Uniklinik mitbetreuen lassen. Hatte auch eine nicht optimal arbeitende Plazenta und Bluthochdruck, der aber erst in der Schwangerschaft kam. Musste nach der Entbindung dann auch Medis nehmen. In der Uniklinik wurde mir gesagt, dass es in Schwangerschaft und Stillzeit eigentlich nur 2 Medis gegen Bluthochdruck gibt: Methyl-Dopa und noch eines, von dem ich aber den Namen nicht weiss.
    Habe selbst in der Kinderwunschzeit Arzt gewechselt. Hätte ich das nicht getan, hätte ich wohl nie eine Ùberweisung in die Kinderwunschklinik bekommen und wäre bis heute nicht schwanger geworden und geblieben.

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  5. Guter Schritt!
    Ich habe auch erst durch Schwangerschaften und Kinder richtig gelernt, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen, selbst wenn man manchmal dadurch vermeintlich gute Ratschläge in den Wind schlägt und/oder jemanden vor den Kopf stößt. Man hat doch ein erstaunlich gutes Gefühl dafür, was einem selbst und den Kindern gut tut, oft auch gegen die Meinung von Außenstehenden.
    Gut so, weitermachen!!

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