Montag, 24. August 2009

Hab ich ein Glück.

Zurück vom vermutlich schönsten Wochenende meines Lebens habe ich bestimmt hundert Gründe, vor Dankbarkeit fast zu platzen:
Dafür, dass ich scheinbar von den nettesten, besten und liebsten Menschen der Welt förmlich umzingelt bin.
Dafür, dass meine Freunde wissen, dass sie mich manchmal zu meinem Glück zwingen müssen.
Dafür, dass ich L. habe, der für sich genommen schon mindestens hundert Gründe für Dankbarkeit liefert.
Dafür, dass mir trotz Tanzmarathon bisher nicht die Eingeweide aus meinem lädierten Unterleib gefallen sind, obwohl es sich gestern Abend so angefühlt hat.
Dafür, dass meine Füße bestimmt bis heute Abend wieder ihre normale Größe und Form angenommen haben.
Dafür, dass meine Familie mich auch dann noch liebt, wenn ich mich vor ihren Augen in eine Art Castingshowteilnehmer auf Speed verwandele.
Dafür, dass es solche Abende gibt, an denen man literweise blubbernde Getränke trinken kann, und trotzdem wird alles immer schöner und nicht immer schlimmer.
Dafür, dass Adrenalin mich an die Hand genommen hat und mich durch zwei Tage Schlafentzug, Mörderstress, Kater und Herzklopfen bis kurz vorm Infarkt sicher bis nach Hause gebracht hat.
Dafür, dass uns das Beste noch bevorsteht: Flitterwochen in Italien, nach Hause kommen und einfach nur in Frieden verheiratet sein, und dann irgendwann wieder schwanger werden und ein Kind bekommen.
Dafür, dass das inzwischen schon drei Monate anhaltende Sexverbot morgen beendet ist. (Genauer gesagt ging ein Verbot immer nahtlos in das nächste über: erst hatte L. Sexverbot vor der Punktion, dann ich danach bis zum Test, dann sollten wir „nur für alle Fälle und zur Sicherheit“ noch warten, und dann ging es auch schon los mit dem alten Blut, dann war die Fehlgeburt und die Ausschabung, und nun bin ich gespannt, ob meinen Ärzten noch ein Grund einfällt, um das Verbot weiter zu verlängern. Hm? Na kommt, konzentriert euch, da geht doch noch was?)
Dafür, dass ich zur nächsten Hochzeit nur noch was Hübsches zum Anziehen brauche und dick und bräsig zugucken darf, wie andere vor Aufregung fast durchdrehen.
Dafür, dass niemand auf der ganzen Feier auf die Idee gekommen ist, mich wegen der Fehlgeburt zu bemitleiden.
Dafür, dass ich immer noch mit kleinen Kindern spielen kann, ohne mich ungerecht behandelt zu fühlen. Das ist bestimmt nicht mein Verdienst, sondern einfach nur großes Glück.
Dafür, dass mir zwar in den letzten zwei Tagen vor der OP plötzlich und wie zum Hohn doch noch ein Babybauch gewachsen ist, aber dass ich trotzdem in mein Kleid gepasst habe.
Dafür, dass ich mit 36 feststelle, dass ich noch nie solche Freunde hatte wie jetzt.

4 Kommentare:

  1. Schön dich so glücklich und positiv zu hören/lesen! Scheint ja ein super tolles Fest gewesen zu sein!
    Um das Glück, daß du noch mit kleinen Kindern unbefangen spielen kannst beneide ich dich:-)
    oenskedroem

    AntwortenLöschen
  2. Hallo liebe Flora,
    deinen Blog habe ich erst vor wenigen Tagen entdeckt und ich finds klasse. Super spannend geschrieben. Ich habe im Moment das Vergnügen, mir dieses leckere Nasenspray reinzutun. *brrr* Einen deiner IVF-Tipps habe ich am Wochenende genutzt. Ich habe mir auf einer Geburtstagsfeier immer wieder Alkohol geben lassen und den dann unauffällig entsort. Hat weniger Aufsehen erregt als die sonstigen Versuche mich anderweitig herauszureden. Unfassbar!!!! Sogar meine Mutter, der ich sonst wirklich nichts vormachen kann hat mich unauffällig zur Seite gezogen und mich ermahnt, dass ich nicht so viel trinken soll.

    Jetzt muss ich aber noch etwas ganz wichtiges loswerden: Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit!!!!!!

    Wunderschöne Flitterwochen wünscht euch
    Susan

    AntwortenLöschen
  3. Flora - Hut ab.

    Hut ab für das, wie du mit dir selbst und den letzten Wochen umgehst.

    Sollte der jetztige Versuch auch misslingen - ich werde deine Zeilen lesen und mir ein fettes Beispiel an dir nehmen und nicht hysterisch und kopflos meine Psyche terrorisieren.

    AntwortenLöschen