Dienstag, 16. Februar 2010

Drei sind mehr als zwei

Eigentlich wär ja noch was zu tun, aber ich kann nicht, bevor ich nicht wenigstens einen kleinen, wenn auch sehr einseitigen Plausch mit euch hatte. Andere kommen nach Hause und entkorken die Cognacflasche, ich komm nach Hause und entkorke das Internet (womit nicht gesagt ist, dass ich nicht auch die Cognacflasche... egal.)
So, ich war nämlich gebucht. Und ab übermorgen werde ich es schon wieder sein. Und zum ersten Mal erlebe ich ein bisschen was von dem, was wohl Muttis auch manchmal plagt, die kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Es zerreißt mich ein bisschen. Einerseits bin ich gottfroh, draußen zu sein, Geld zu verdienen und Aufgaben zu haben, die nichts mit Pischi zu tun haben oder damit, jemandem meinen Schal aus den Zähnen zu ziehen. Andererseits denke ich ca. zehnmal pro Stunde an die beiden, die hier zuhause sind: L. und Lili. Ich muss aufpassen, dass ich nicht achtmal täglich anrufe, nur um zu fragen, was sie gerade machen, die zwei. Meine mütterliche Sehnsucht nach Lili färbt ab auf meine ehefrauliche Sehnsucht nach L., ich war ja früher auch (weißgott) schon oft genug draußen, arbeiten, während er hier munter vor sich hingelebt hat, aber das war nie so schlimm. Durch Lili ist L. plötzlich nicht mehr nur mein Mann, der mir fehlt, wenn ich nicht bei ihm bin, sondern jetzt sind wir zu dritt und damit eine Familie. (Sie spinnt, denkt ihr? Da habt ihr Recht. Der Hund ist ein Hund. Wenn ihn morgen ein Autofahrer überfahren würde, dann würde er vermutlich ein Bußgeld zahlen müssen, vielleicht aber auch nicht. Damit zählt der Hund wohl kaum als Familie. Tut er aber irgendwie hintenrum doch.) Ich sitze also wie gesagt am Rechner und hacke irgendwelchen Kram in irgendwelche Programme, mein inneres Taxameter rattert, aber genau so laut rattert alles, was gerne über weiches Welpenfell streicheln würde. L. erzählt mir dann, der Hund hasst seit neuestem unsere Wohnung, wir müssen aufs Land. Oder wenn schon nicht aufs Land, dann in ein Haus mit Garten. Das können wir gerne tun. Nur muss das Haus mit Garten in unmittelbarer Nähe von einem guten Kino, acht guten Restaurants, allen guten Freunden und einem guten Fischgeschäft sein. Wer kennt sich aus mit den Hamburger Immobilienpreisen? Denkt ihr, was ich denke? Es wäre also dringend notwendig, dass ich in Zukunft ganz unsentimental und nur von unermüdlichem Tatendurst getrieben weiter arbeiten gehe. Aber da sitze ich und denke daran, ob der Hund wohl gerade wieder wie eine kleine Fellschnecke vor dem Sofa liegt, oder ob sie gerade meine Pumps zerlegt, die kleine Maus, und wie schön kühl ihr Fellchen nach dem Spaziergang ist (bald wird sie getrimmt und drahtig sein, die kleine Hummel) und ich könnte heulen. Das ist doch unmenschlich! Wieso gibt es keinen staatlichen Fonds, der es allen Menschen, die zuhause etwas wirklich Niedliches sitzen haben, erlaubt, zuhause zu bleiben? Das muss doch drin sein?

Lili hat übrigens eine zauberhafte kleine Schwester, die immer noch keine Familie gefunden hat. Die ist so niedlich, als wir das erste Mal beim Züchter waren, haben wir immer abwechselnd Lili und die Schwester auf dem Arm gehabt und konnten uns kaum entscheiden, mussten aber. Lili ist unser Hund, daran kann es gar keinen Zweifel geben, aber findet sich nicht eine hier, die auch Lust auf ein bisschen Familienzuwachs hat? Kann ich mir gar nicht vorstellen?

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