Montag, 8. Februar 2010

Stadt, Land, Hund

Das Tier ist gerade dabei, im Alleingang in Hamburg den Airedale wieder in Mode zu bringen. Egal, wohin wir kommen, alle quieken und streicheln und sind begeistert. Und mich bringt sie ein bisschen aus dem Konzept. Ich dachte immer, nach einer Kindheit und Teenie-Zeit auf dem Land und einer Studienzeit in einer grässlich piefigen Museumsstadt wollte ich nie wieder in irgend einer Stadt mit weniger als einer Million Einwohner leben. Aber jetzt gerade kann ich mir fabelhaft vorstellen, irgendwo im Wald zu sitzen, auf einem riesigen Grundstück mit alten Birken und einem reetgedeckten Häuschen mit Kamin, Weinkeller, großer Küche und Platz für Tausende von Büchern. Es gäbe einen See, in dem wir schwimmen könnten, und eine Sauna. Unsere Abende würden wir vorm Kamin verbringen, der Hund würde das Brennholz zernagen, ich würde irgendwelche Schmortöpfe ansetzen, viel dunkelbraunes Essen, und im Herbst würde ich Apfelmus kochen. Am Ende würde ich sogar stricken ler... nein, jetzt geht die Phantasie mit mir durch. Aber wäre das nicht herrlich, wenn der Hund ein eigenes Stückchen Wald zum Toben hätte? Vor ein paar Tagen habe ich auf der Straße einen älteren Mann mit einem Labrador getroffen, der mir erzählt hat, auf unserer Stammwiese würde er jetzt nicht mehr spazieren gehen, denn da hätten ihn irgendwelche Assis aus der Nachbarschaft mit Steinen und Eiern beworfen und aus dem Fenster raus wüst beschimpft. Nun muss der alte Mann jeden Tag mehrmals bei spiegelglatten Gehwegen mit dem Tier bis auf die Alsterwiese laufen und hat sich dabei schon mehrfach gewaltig hingepackt. Vielleicht bin ich da zu zimperlich, aber ich glaube, ich würde das persönlich nehmen, wenn mich jemand mit Steinen bewerfen würde. Eine andere Frau hat mir erzählt, dass irgendwelche Leute, die keine Lust auf Hunde hatten, ihre Dalmatiner-Hündin vergiftet haben, und daran haben sich dann beim Säugen auch ihre elf Jungen vergiftet, und alle zwölf Hunde sind gestorben, vor den Augen ihrer einjährigen Tochter. Solche Geschichten bringen mich um den dringend notwendigen Schlaf zwischen zwei Pischs. Wie denn nun, Stadt war doch immer lieb und Land immer böse? Die Leute haben wohl Recht: wenn man erst mal ein Kind zu versorgen hat, dann verändert sich alles. Auch, wenn es nur ein Hundekind ist.

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