Mittwoch, 20. März 2013

Telegrammstil geht anders.

Ich sitze an meinem Schreibtisch und höre meine Weihnachtsplaylist. Was soll man machen? Lebkuchen sind ja keine mehr zu kriegen. Im Park gegenüber von unserem Haus liegt der Schnee bis an die Oberkante meiner Plastestiefel, leider teilweise auch etwas höher, L. hat dem Hund schon einen Teil-Haarschnitt verpasst (alles, wo dicke Schneeklumpen drin hängenbleiben, musste ab, das arme Tier), und ich hab endlich eingesehen, dass es diesem Winter piepegal ist, ob ich täglich eine Flappe ziehe, wenn ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster gucke. Irgendwo da draußen wartet ein alkoholfreies Hefeweizen darauf, von mir unter warmer Frühlingssonne getrunken zu werden, im Freien irgendwo und als Begleitung zu kleinen gebackenen Fischen oder Rippchen. Außerdem reift der Plan, meine blöden Winterklamotten feierlich zu verbrennen, sobald ich sie sicher nicht mehr brauche. Das kann mir keiner wegnehmen! Auch nicht die vermutlich acht Zentimeter Neuschnee, mit denen für heute zu rechnen ist. Ein Seiteneffekt des Schnees ist aber, dass ich irgendwie mein Zeitgefühl verliere, so wie man im Nebel angeblich schlechter hört. Mir kommt es jedenfalls vor, als wäre der letzte Post zwei Wochen her, auch wenn es nachweislich erst drei Tage sind, und mir bleibt nichts anderes übrig als ein großer Rundumschlag.

1. Die Mia.
Die Mia (genauer gesagt die Mia 2 in pink, in dieser Farbe ist sie genau so teuer wie im langweiligen weiß, aber ein Teil des Kaufpreises geht an die Brustkrebs-Forschung wie fast immer, wenn man in GB etwas Rosafarbenes kauft) hatte ihre Woche, und die hat sie sehr, sehr gut überstanden. Im Netz stand, ich müsste zu Anfang mit einem Ausbruch von Pickeln und anderem Ärger rechnen, bevor es dann besser wird. Ich war auf alles vorbereitet, nachdem ich irgendwann vor fünf Jahren mal auf Dr. Hauschka umstellen wollte und innerhalb von drei Tagen alle Pickel meines Lebens geballt auf drei Quadratzentimetern an meinem Kinn ein Comeback feierten und absolut nicht wieder verschwinden wollten, bis ich entnervt aufgegeben und den ganzen schönen Ökokram verschenkt habe. Aber bisher gab es nur zwei winzige Dingerchen, die eigentlich nur im beleuchteten Kosmetikspiegel erkennbar und unter meiner feinen BB-Cream völlig unsichtbar waren. Und das, obwohl ich mir täglich ca. dreihundert mal ins Gesicht packe, um den glatten Effekt zu bewundern, da müsste ich eigentlich gerade eine kleine Pickelfarm entwickeln. Auch die kleinen roten Stellen auf der Nase und den Wangen sind jedenfalls nicht schlimmer geworden, eher besser. Der Winter ist nicht nett zu meiner Haut, genau so wenig wie der Hochsommer, aber im Moment ist sie ganz gut in Schuss, und ich glaube, daran ist auch Mia Schuld. Ich benutze sie jeden Abend, und zwar auf der niedrigeren Stufe - zweimal täglich geht auch, und angeblich kann man selbst mit empfindlicher Haut die höhere Stufe benutzen, aber weil mein Anti-Rötungs-Waschgel sich nicht mit ihr verträgt und ich das auch einmal am Tag benutzen will, beschränke ich mich auf abends, dann putzt sie auch gleich noch jedes Restchen Farbe ratzeputz weg. Einmal reinigen dauert eine Minute, und weil das Ding wasserdicht ist, kann ich das auch unter der Dusche machen. Die Minute geht aber viel schneller vorbei als gedacht. Ich habe mir zur Feier des Tages eine richtige Nachtcreme von Avene angeschafft, denn die Anti-Rötungs-Maske, die ich bisher als Nachtcreme benutzt habe, war nach dem Bürsten nicht fettig genug. Die Creme verschwindet fast mit hörbarem Schlürfen im Gesicht, so gut ist noch nie irgendwas eingezogen. Eigentlich soll man alle drei Monate eine neue Bürste anschaffen, die leider nicht billig ist, aber ich denke mal, wenn ich sie nur einmal täglich nehme statt zweimal, reicht es auch alle sechs Monate. Ich bürste jedenfalls weiter und berichte nach einem Monat wieder.

2. Die Plauze: Dienstagmorgen war ich bei 74,5 kg. Selten lief irgendwas bei mir so planmäßig, was mit Gewicht zu tun hatte. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, auf Informationen aus dem Internet zu hören, wenn ich Lust drauf habe, und ansonsten einfach zu schäumen, dass die ja alle doof sind. Und das Internet hat ausgerechnet, dass ich im Lauf dieser Schwangerschaft ausgehend von meinem Start-BMI und meinem Alter idealerweise 14 Kilo zunehmen sollte. Da ist noch reichlich Luft nach oben. Sollte es weniger sein, bin ich auch nicht böse, aber es besteht kein Grund, ab sofort auf die Pizza zum Mädchenabend zu verzichten. Soviel zum Äußeren der (immer noch ungestreiften) Plauze: im Inneren ist aber auch Einiges los, das Würmchen strampelt und haut um sich, dass es eine Freude ist. Beim letzten Superultraschall lag es mit dem Kopf nach unten. Inzwischen glaube ich, es liegt quer, aber dreht sich bestimmt noch zwanzigmal. Morgen früh kommt mich die Nachsorge-Hebamme zuhause besuchen, damit wir uns kennenlernen können; vielleicht will sie ja auch mal gucken und kann mir dann mehr dazu sagen. Bisher war die ganze Geburt für mich noch so unwahrscheinlich und weit weg und als Abkürzungsdame nicht mein Thema, aber mittlerweile hoffe ich inständig, dass es kein Kaiserschnitt wird - nicht, weil ich so wahnsinnig scharf auf Blut, Tränen und Gebrüll wäre, aber ein Kaiserschnitt würde bedeuten, dass ich danach erst mal eine Zwangspause einlegen muss. Und je länger ich drüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass wir es am besten so schnell wie möglich noch mal probieren, so lange die Myome und die Endometriose noch in Schockstarre liegen. Und damit beschäftigt mich zum ersten Mal im Leben das Thema, in welcher räumlichen Lage sich mein Sohn gerade befindet. Schrill, schrill. Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht.

3. Muc habe ich damit schon behelligt, aber jetzt auch noch mal in die große Runde: gibt es hier jemanden, der in München lebt oder jemanden kennt, der dort lebt, und der von einer Drei-Zimmer-Wohnung bis 1600 Euro weiß, am besten im Altbau mit Balkon und Holzböden, die bald frei wird? Meine Schwester zieht nach vielen, vielen Jahren Fernbeziehung endlich mit ihrem Freund (mit dem sie schon länger zusammen ist als ich mit L., muss man sich mal vorstellen) zusammen, und zwar nach München, Hauptstadt der fluchenden Wohnungssuchenden. Ich wäre ewig dankbar für zielführende Tipps.

4. Der Kinderwagen usw.: wir sind noch keinen Schritt weiter, und ich glaube, bevor L. in Wien den icandy mit eigenen Augen gesehen hat, wird hier gar nichts entschieden. (Meine heimliche Meinung ist ja, dass der genau so aussieht wie der Bugaboo und eigentlich auch genau so teuer ist, und den kriegen wir um die Ecke, und zwar in viel schöneren Farben... Erfahrung zeigt aber, dass ich dieses Ziel über Umwege ansteuern muss.) Dafür ist die alte Wiege aus Kirschbaumholz aus dem Sauerland angekommen, ich habe sie aber noch nicht ausgepackt und aufgebaut, denn dann würde sie im Wohnzimmer herumstehen und uns anstarren, während wir versuchen, mit unserem Pärchen-Feierabend durchzukommen. Ein hübsches gebrauchtes Kinderbett auf ebay habe ich dafür nicht bekommen, irgendjemand war offensichtlich bereit, seine Großmutter dafür zu verkaufen, also bitteschön, viel Spaß damit. L. und ich waren letzte Woche auf einem Kinderflohmarkt, und ich fürchte, zu oft darf ich das nicht machen, ich werde da wahnsinnig aggressiv. Aus kleinstem Anlass! Es reicht schon, wenn mir zum fünften Mal in drei Minuten jemand seinen Ellenbogen in den Bauch rammt, um schneller einen Stapel angegraute Strampler durchwühlen zu können, und schon fange ich an zu brüllen. Mit einer Beute von sieben kleinen, größtenteils blaugestreiften Kleidungsstücken sind wir abgezogen. Dafür setze ich mich dem nicht mehr aus, auf normalen Flohmärkten gibt es auch Kindersachen, dafür aber keine Kloppe.

2 Kommentare:

  1. Hallo Flora,

    ich bin auch bekennende Abkürzungsdame und hatte genau die gleichen Gedanken bezüglich Kaiserschnitt wie du... 4 Monate nach der Geburt meines Sohnes hatte ich wieder das erste Vorgespräch in der Kiwuklinik, 4 Monate später, nachdem er abgestillt war, bekam ich unseren letzten Eiswürfel eingesetzt. Das war nix und so ging 2 Monate später der Spritzenwahnsinn wieder los. 3x die Woche bin ich mit meinem 10 Monate alten Sohn in der Klinik aufgelaufen... Nach fieser Überstimu und einem missglückten Frischversuch bin ich nun mit einem Eiswürfel schwanger...
    Jetzt hoffe ich im August auch auf eine Spontangeburt und sobald das 2.Kind keine Lust mehr auf die Brust hat, geht's wieder weiter... Ich glaube, wir Abkürzungsdamen können nicht anders...
    Ich wünsche dir eine komplikationslose Spontangeburt und daß dein Wunsch nach mehr in Erfüllung geht-schließlich hat dein Körper ja nun kapiert, was er zu tun und was zu lassen hat!
    LG

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  2. Ich kann schon anders. Bin mehr als glücklich, nach ICSI einen gesunden jungen bekommen zu haben, übrigens per Kaiserschnitt, nicht geplant und nicht gewollt, aber wenn es sein muss, bist du froh diese Möglichkeit zu haben....ich werde definitiv nie wieder eine kiwu Klinik aufsuchen. Warum sollte ich mein Glück herausfordern? Aber jedem das seine.....

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