Sonntag, 11. März 2012

Chronik eines ungemütlichen Sonntags

Hund Gassi geführt.
Verstopften Abfluss in der Küche erst über Nacht mit Blumenfreund-Öko-Rohrfrei bearbeitet mit keiner anderen Auswirkung als einem wirklich, wirklich miesen Geruch in der Küche.
Trübe Brühe aus Spüle geschöpft, weggekippt, Schrank unter Spüle ausgeräumt, Rohr aufgeschraubt, Staudamm aus Schweinebraten-Fett entfernt, Rohr gespült, wieder eingesetzt, Schrank wieder eingeräumt, Öko-Rohrfrei für alle Zeiten auf die schwarze Liste gesetzt.
Fußleiste gestrichen.
Ablage im Flur gestrichen.
Aus rätselhaften Gründen gelbes Stück Wand im Wohnzimmer weiß gestrichen.
Beine epiliert.
L.s Arbeitszimmer aufgeräumt.
Wohnzimmer aufgeräumt.
Küche aufgeräumt.
Wintergarten aufgeräumt (Im Winter nutze ich ihn theoretisch als Kühlschrank. Fünf Monate alte Zitronen, Dankeschön)
Hund Gassi geführt.
Ca. 20 alte Pappkartons aus dem Keller getragen, mit Teppichmesser und Seemannsflüchen zerlegt, in den Kofferraum gepackt.
Mich von der Illusion verabschiedet, dass ich die zwei Jahre alten Ausgaben der Zeit, die sich in meinem Arbeitszimmer stapeln, noch lesen werde. Zeitungen ins Auto gepackt.
Leere Flaschen in den Kofferraum gepackt.
Zum Container gefahren, alles entsorgt.
Lichtschalter mit Ohrenstäbchen gesäubert.
Tür des Ofens mit nasser Zeitung (wie vom Ofenmann angewiesen) gesäubert.
Holz gesägt und aus dem Keller geschleppt.
Mit dem Hund um L.s alten Turnschuh gekämpft.
Mein Arbeitszimmer aufgeräumt.
Gefegt, gewischt.
Spülmaschine eingeräumt, angestellt, ausgeräumt.
Tagesdecke gewaschen.
L.s Wäsche gewaschen.
Meine Wäsche gewaschen.
Alles getrocknet, gefaltet und weggeräumt.
Mit Duftkerzen und diesem Manufactum-Räucherpapier gegen Abflussgestank angekämpft.

Und gleich backe ich noch einen Carrot Cake.

In ein paar Stunden kommen eine Fotografin, mit der wir lose befreundet sind, und ein Agenturmann, und die zwei entscheiden dann, ob der Weihnachtsfilm eines Kunden in unserer Hütte gedreht werden soll. Der Kunde, um den es geht, ist eigentlich die Spießigkeit in GmbH-Form, aber orientiert sich - wie der Werbung der letzten zwölf Monate zu entnehmen war - scheinbar gerade um. Ein Teil von mir hofft, dass das klappt, denn für solche Dinge gibt es sehr viel Geld, das wir dann sofort für Handwerker auf den Kopf hauen könnten. Außerdem hat L. einen Riesenspaß daran, und den gönne ich ihm gerne, und die ganze Putzerei an meinem freien Wochenende soll auch nicht umsonst gewesen sein.
Ein anderer Teil von mir weiß nicht so recht... ich war selbst schon bei vielen Werbedrehs dabei und kann sagen, es ist schon was dran an dem Portrait, das "Pappa ante Portas" von solchen Ereignissen zeichnet. Dieser Teil ist sich außerdem ziemlich sicher, dass dieser Kunde sich zwar eines kleinen Teils seiner Spießigkeit entledigen will, aber dass dieser Wille nicht so weit geht, seinen Weihnachtsfilm (Tannenbaum. Kinder mit Krägelchen. Großvater trägt Strickjacke.) in unserer doch stellenweise ziemlich runtergerockten Hütte zu drehen.

Ich werde berichten.

3 Kommentare:

  1. Drücke die Daumen! Geld kann man als Kiwu-Patientin doch immer benötigen und so habt Ihr ne lustige Erinnerung an Euer Haus, falls Ihr mal ausziehen solltet. Auch wenn es während der Drehzeit anstrengend ist...

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  2. jetzt musste ich gerade meinem Mann die erste Hälfte deines Posts vorlesen - mit dem Hinweis, dass mir meine Lieblingsbloggerin gerade etwas unheimlich wird. Flora, diese Liste an Arbeiten würde bei mir für 4 Wochen reichen! Wie schaffst du das alles an einem Sonntag?

    lg, fieselchen

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  3. Liebes Fieselchen, das war auch mir nur möglich, weil der Hund morgens um sechs fiepend vor mir stand und Gassi wollte. Aber ich staune selbst, was alles geht, wenn man so müde ist, dass man gar nicht versteht, wie fleißig man gerade ist, und das am Sonntag! lg, Flora

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