Montag, 26. Oktober 2009

Das Würmchen ist tot, es lebe das Würmchen

Ja, ist denn schon wieder Zyklus?? Dieses Mal überrumpelt mich der nächste Versuch so ähnlich wie Spekulatius im August. Jetzt bin ich gerade mal seit zehn Tagen ohne Blutungen, und wenn alles so läuft wie geplant, dann setze ich diese Woche die Pille ab, bekomme meine Tage, starte mit Estrifam und liege so ungefähr in 14 Tagen auf dem Stuhl, um die Tiefkühlblümchen in Empfang zu nehmen. Jetzt im Ernst? Ehrlich? Wie soll DAS denn gehen? Vorhin bin ich noch mal an der gynäkologischen Klinik vorbeigelaufen, in der die Ausschabung war, und habe ein ziemlich bleiches Paar gesehen, das im Schonschritt unterwegs zur Bushaltestelle war. Die armen Hasen, am Ende auch ein Abgang? Ich hätte ihnen gerne etwas Nettes gesagt, aber wie sieht das denn aus? Vor allem, wenn man gar nicht weiß, ob die beiden nicht in Wahrheit wegen eines Trippers da gewesen waren. Und dann waren die beiden auch schon verschwunden, und die Ampel an der nächsten Straße war grün, und ich bin gerannt, weil diese Ampel so gut wie niemals grün wird, und dann waren die Klinik und der Moment auch schon wieder vorbei. Aber ich habe trotzdem noch kurz gedacht: wenn alles gut gegangen wäre beim letzten Mal, dann hätte ich jetzt schon einen richtigen Bauch. Und mit meinem dicken Bauch würde ich durchs Herbstlaub schluffen und würde vor den Schaufenstern von Babyläden stehenbleiben und langsam schon mal überlegen, wie wir das Zimmer einrichten.

(Vor ein paar Tagen habe ich fünf Minuten von irgend einem großen TV-Drama gesehen, eine Frau lag beim Gynäkologen, der einen Ultraschall von außen machte - hä? - und ihr dann mitteilte, sie wäre in der siebten Woche. Sie wollte wissen, ob Mädchen oder Junge. Und er antwortete: eins von beidem auf jeden Fall. Harr. Bei der Gelegenheit fiel mir wieder mal auf, dass Fehlgeburten in Filmen nicht vorkommen. Leute sind schwanger, und dann übernimmt die große TV-Schwangerschafts-Dramaturgie das Ruder: Pinkeltest - ogottogott - Frauenarzt, herzlichen Glückwunsch, sie guckt panisch ins Weite, wenn der Doktor wüsste, wie schwierig das alles ist - dann die Nachricht Freunden, Eltern, Mann überbringen, und das nächste, was wir sehen, ist ein dicker Bauch, und das übernächste die panische Fahrt in die Klinik. Oder könnt ihr euch an eine Fehlgeburt im Fernsehen erinnern? Außer vielleicht die eine von Charlotte?)

Spätestens in zwei Wochen ist jetzt endgültig Schluss mit Gedanken an das Würmchen, denn dann ist der Platz besetzt vom neuen Versuch. Wie das wohl wird? Und ob ich es wirklich schaffe, mir angesichts des Tiefkühlversuchs und der Myome nicht zu große Hoffnungen zu machen? Ob man irgendwann auch beim Test und bei den Terminen danach ein alter Hase wird, genau wie beim Blut abnehmen? Ob man irgendwann, wenn am Stichtag das Telefon klingelt, ganz ruhig aufsteht, ran geht, und während des Telefonats mit der Klinik kleine Männchen auf seinen Telefonblock malt, weil man so dermaßen entspannt ist?

Ich finde es raus und sag euch dann Bescheid.

3 Kommentare:

  1. Also ich bekomme immer nur die dramatischen Fehlgeburten mit - ausser in "Heile-Welt-Filmen", aber ich kann mich zb. an so gut wie keine intakte Schwangerschaft bei irgend einer Soap erinnern!

    Die Schoko

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  2. "Marley und ich"-Fehlgeburt. Besonders hinterhältig, weil man ja bewusst einen Film über einen Hund sah. Weil man dachte, gut, da kann nix schiefgehen. Lustig mit putzigem Hund. Falsch gedacht. Tse.

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  3. Hm. Vermutlich liegt es daran, dass ich beim Glotzen eher auf Entspannung und Betäubung aus bin und mich deshalb eher zu schmalzigen, weichgezeichneten Schmachtfilmen neige, während ihr euch mutig den Werken kritischer, knallharter, sozialkritischer Filmemacher aussetzt. Ein bisschen peinlich für mich. In meinen Lieblingsfilmen wird sowieso wenig gestorben oder sonstwie gelitten. Seufz...

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