Sonntag, 4. Oktober 2009

Würmchenbücherwochenende, zweiter Streckenposten

Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber gestern war mein großer Heul-Tag. Ich saß da mit meinem Stapel Kinderwunschbücher, und jedes Mal, wenn ich den Erfahrungsbericht irgend eines Paares gelesen habe - einfach nicht schwanger werden, dann der Gang zum Arzt, Kinderwunschbehandlung, Schwangerschaft, Fehlgeburt, dann wieder Schwangerschaft und diesmal ein Kind - dann hatte ich wirklich Pischi in den Augen. Und dann hat auch noch eine Freundin angerufen, mit der ich ewig nicht mehr los war, und wir sind zusammen in den Waris Dirie-Film gegangen. Noch mehr Pischi, na toll.

Nun reiße ich mich aber auch wieder zusammen und mache mich an meine diversen Pflichten für heute: Dankeschönkarten für Hochzeitsgäste schreiben, Mutter anrufen und weiterlesen. Und wenn ich am Ende eine ganze Kleenex-Box verbraucht habe.

Allerdings gibt es bisher nicht nur Anlass zu gerührten Tränen. Auch wütend war ich schon ein paar mal. Es ist ja ganz schön mit diesen ganzheitlichen Betrachtungen, aber ich will ganz ehrlich sein: in dem Moment, in dem ich die mit dem Problem bin und nicht irgend ein Schlaukopf, der sich darüber verbreitet, höre ich nur sehr ungern, ich müsste mich innerlich für irgendwas öffnen, loslassen, ankommen, mich von etwas befreien oder etwas akzeptieren, um auch nur die kleinste Chance auf einen guten Ausgang zu haben. Über Krankheiten anderer Leute hören wir das immer wieder gerne, das geht so locker durch in irgendwelchen Zeitungsartikeln. Aber wenn es mich selbst betrifft, nervt es. Wieder mal wird die Assoziation zu Germany's Next Topmodel wach, wenn so ein Mädchen da steht und sich anhören muss, sie wollte das alles einfach nicht genug. Grrrrrrr. Nennt mich einen sturen Bock, aber ich habe das dumpfe Gefühl, mit diesem Einstellungsgewaber weisen Ärzte auch ganz gerne mal die Verantwortung von sich.

Vielleicht hat mein Zorn ja auch ganz oberflächliche Gründe. Das erste Buch, von dem ich Euch vorgestern erzählt habe, hat in mir eher wenig Widerstand geweckt für andere Angänge. Vielleicht ja deshalb, weil es den klassisch-medizinischen Ansätzen genau so ihren Raum gelassen hat und immer auf dem Teppich geblieben ist mit den Möglichkeiten und Grenzen alternativer Methoden. Dieses Buch hat mich sogar so weit gebracht, dass ich jetzt kurz davor bin, mir demnächst einen TCM-Arzt zu suchen, um zu sehen, ob der mir parallel zu den nächsten Versuchen mit meinen Myomen helfen kann und mal gucken will, ob es in meiner Nähe irgendwo Fruchtbarkeits-Yoga gibt. Und auch, dass der Wir-lassen-uns-von-einer-Fehlgeburt-nicht-unterkriegen-Prosecco-Marathon jetzt besser mal beendet wäre und ich wieder ein bisschen mehr Gemüse essen sollte, habe ich sofort geschluckt. Ich glaube, das liegt bei mir immer auch am Tonfall, ob ich mich in solche Richtungen schieben lasse oder nicht. Und wo ich gerade beim schieben bin, ganz so gerne werde ich eigentlich nicht geschoben. Und gerade die Verfechter alternativer Methoden können unfassbar manipulativ werden.

Gut, später mehr.

3 Kommentare:

  1. liebe fffff,
    mir hat die erste tcm-lerin, die ich wegen meines ehemligen myom-geschwaders kontaktiert habe, gesagt, bis zur größe von soundsoviel cm traut sie sich da noch ran, danach läßt sie die finger davon. und meine gynäkologin hingegen hat den dingern beim wachsen zugeschaut und den ultraschall fehlgedeutet.
    fazit: man braucht profis auf jeder seite.
    und die heulstimmung hatte nicht nur dich.
    schönen sonntag, hoffentlich mit selbiger,
    sssss

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  2. Liebe Flora,

    ohja, die Bücher!!!!!!!!!!!!!!! Ein ganz eigenes Kapitel auf unserem Weg zum Wunschkind!!! Bei mir steht ca. ein Meter solcher Bücher im Regal. Alle habe ich sie bis auf den letzten Buchstaben gelesen, gebracht haben sie nur teilweise was... Die alternativen Heilmethoden, die du so schön mit öffne dich, blockiere dich nicht, steht dir nicht selber im Weg usw. Weisheiten beschreibst, sind so eine Sache. Ich habe mich oft gefragt, ob die Verfasserinnen eigentlich jemals in der Situation waren, die sie da beschreiben. Meine persönliche Antwort auf diese Frage lautet in den meisten Fällen NEIN! Und auch wenn ich alles was du geschrieben hast, voll und laut unterschreiben würde (zur Not würde ich auch mit Plakaten und laut skandierend durch die Innenstadt ziehen), habe ich mich nach der letzten negatven IVF doch darauf eingelassen. Schließlich will frau auch wirklich alles probiert haben. Ich selber konnte mich am meisten mit Birgit Zart anfreunden. Zwar nicht mit allen ihren Theorien, aber zumindest in einigen habe ich mich wiedergefunden. Außerdem mache ich nebenher noch Cranio-Sacral-Irgendwas. Das ist total toll und entspannend und Entspannung kann definitiv nicht schaden! Ich picke mir aus meinem Regalmeter einfach immer die Rosinen heraus, die mir gerade gefallen, frei nach der Theorie: Glückliche-Bald-Kinder brauchen Glückliche-Bald-Mütter!!! Alle anderen benötigten medizinischen Weißheiten hole ich mit im Forum bei klein-putz. Finde, die Mädels dort haben definitv manchmal mehr Erfahrung als alle KIWU-Ärzte zusammen!
    Schönen Sonntag noch
    Tine

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  3. Liebe Flora,

    mit Birgit Zart und diesem "Du must nur loslassen und dann klappt es schon"-Gewäsch habe ich noch nie was anfangen können. Das perfide ist ja auch: Je mehr man von diesen Ratgebern liest, je mehr man sich gemeinsam in Kinderwunsch-Foren wahnsinnig macht, desto weiter entfernt man sich von einem Zustand, der auch nur annähernd etwas mit Akzeptanz oder Entspannung zu tun hat. Nach 6 Jahren warten auf eine Schwangerschaft, nach 2 ICSI, einer Kryo und einer Fehlgeburt in der 14. SSW wegen einer schweren Fehlbildung glaube ich: 1. Die Entstehung eines Kindes ist ein unglaubliches Wunder, dass weder die Medizin noch alternative Heilmethoden jemals ganz begreifen und schon gar nicht erzwingen werden können. 2. Es gibt Frauen, die haben einfach Glück. 3. Es gibt Frauen, die haben einfach Pech. 4. Es ist am besten für das Seelenheil, sich schon beizeiten zu überlegen, wie das Leben auch ohne leibliche Kinder schön werden kann. Ich habe Frauen kennengelernt, die viele Jahre ihrer Hoffnung auf ein leibliches Kind regelrecht geopfert haben - jetzt sind sie über 40 und gehören immer noch zu Nummer 3. Davor hatte ich von Anfang an eine riesen Angst.

    Gelesen haben wir deshalb: Wie weit gehen wir für ein Kind? / Martin Spiewak
    Gesehen haben wir deshalb: Frozen Angels / Frauke Sandig, Eric Black

    Das ist manchen vielleicht zu kritisch, uns hat es aber dabei geholfen, irgendwann zu der Erkenntnis zu kommen: Wir wollen nicht ein leibliches Kind um jeden Preis, aber wir wollen irgendwann eine Familie sein. Und es gibt genug Kinder auf dieser Welt, die neue Eltern brauchen. Das ist also unser Plan B. Und erst, seitdem wir uns den erarbeitet haben, kann ich mit unserem Kinderwunsch auch ein kleines bisschen gelassener umgehen. Jetzt bin ich wieder schwanger, mit einem "Ding aus dem Froster". Leider gibt es wieder Komplikationen. Wir reden ihm zwar gut zu, aber vielleicht wird auch dieses Kind nicht bei uns bleiben. Ich glaube nicht, dass ich dann noch einmal die Kraft für einen weiteren Versuch hätte.

    Dir wünsche ich alles Gute! Lies nicht zu viel, geh weiter auf die Piste mit deinen Mädels, konsumiere Dinge, die vielleicht ungesund sind, dich dafür aber glücklich machen - und hoffentlich gehörst du nächstes Mal dann endlich auch zu Nummer 2!

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