Sonntag, 4. Oktober 2009

Würmchenbücherwochenende, dritter Streckenposten

17 Bücher an einem Wochenende - das war vielleicht ein bisschen übermütig. Hätte ich das wirklich ganz hart durchgezogen, hätte die Gefahr bestanden, dass ich in den nächsten Wochen L. nachts um drei aus dem Schlaf reiße, weil ich im Traum ständig "Loslassen! Loslassen!" schreie. Das kann's ja auch nicht sein!

Also habe ich erst mal die Bücher an die Seite gelegt, die sich nur mit Schwangerschaft beschäftigen und nicht mit dem Weg dahin. Und dann habe ich mir nach dem ersten Buch drei Bücher aus dem GU-Verlag vorgeknöpft.

Das erste Buch - die positive Alternativ-Medizin-Überraschung - war "Das Kinderwunsch-Buch" aus dem KVC-Verlag. Ja, aus mir wird nie ein Öko, aber ich finde es schön, wenn jemand Dinge nicht einfach nur so behauptet, sondern mit Studien belegen kann und mir genug Verstand und Neugier zutraut, um mir nicht nur Anweisungen zu geben, sondern die Erklärung, wieso ich das so machen soll und nicht anders, in den meisten Fällen mitliefert.

Da ging es mir ganz anders mit "Kinderwunsch: Natürliche Wege zum Baby" von Prof.Dr.med. Ingrid Gerhard.
Kurzer Exkurs: Natürlich habe ich in zwei Tagen nicht vier Bücher von vorne bis hinten durchgelesen. Wobei ich beim ersten Buch auf der Liste nah dran war. In den meisten Fällen habe ich die Bücher so gelesen, wie ich sie auch gelesen hätte, wenn ich mir dieses Buch und nur dieses Buch gekauft hätte, und zwar nicht, um einen Überblick zu bekommen über die Welt der Kinderwunschbücher, sondern aus meiner persönlichen Klemme. Ich habe also vor allem die Kapitel über IVF, Endometriose, verschlossene Eileiter, Myome und die Dinge gelesen, die man parallel zu einer IVF tun kann, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Links und rechts davon habe ich immer mal wieder ein paar Seiten gelesen, aber sonst ziemlich flott weitergeblättert. Vielleicht bin ich deshalb ja dem Buch von Ingrid Gerhard nicht so richtig gerecht geworden.
Eine Sache, die mich gestört hat, war, dass sie in so ein kurzes Buch (gerade mal 90 Seiten lang und kleinformatig) eine unfassbare Menge an Themen gepackt hat. Sie findet Platz für gesundes Wohnen, Moorbäder, Fußgymnastik, hormonelle Störungen, anatomische Probleme, einen Grundkurs zur menschlichen Biologie der Fortpflanzung, Kneipp-Kuren, Ölgurgeln, Phytotherapie und und und. Das muss ja ein ziemlicher Schweinsgalopp werden, und für viele Erklärungen ist da kein Platz mehr. Und dann sitze ich da und lese in einem Nebensatz, dass ich wegen meiner Erkrankungen in Zukunft keine Zitrusfrüchte, keinen Weizen und kein Fleisch mehr zu mir nehmen sollte, dafür aber nur noch ein Ei und einmal Fisch pro Monat. Aha. "Echt jetzt? Wer sagt das, und wieso, und wo ist das belegt?" "Keine Zeit, keine Zeit." Ja, nun. Dass die Spritzenfraktion nicht vorkommt, verrät ja schon der Titel, das kann ich ihr also nicht vorwerfen. Aber einer Frau, die im gleichen Boot sitzt wie ich und ihre verklebten Eileiter mit Bachblüten und Vitaminen steinigen kann, ohne dass das was hilft, würde ich das Buch nicht empfehlen. Ist aber auch schon ein bisschen älter.

Die nächsten Bücher auf der Liste: "Kinderwunsch. Natürliche Wege zum Wunschkind." von Christian Gnoth und Andreas A. Noll und "Kinderwunsch: Neue Wege zum Wunschkind" von Günter Freundl, Christian Gnoth und Petra Frank-Herrmann. Das erste dünn und klein, das zweite massiver und größer. Aufgebaut sind beide ähnlich; zuerst wird erklärt, wie unter normalen Umständen eine Schwangerschaft zustande kommt, wie der weibliche Zyklus funktioniert usw. Danach geht es zunächst um "sanfte" Methoden, der Fruchtbarkeit auf die Sprünge zu helfen, und schließlich um mögliche Ursachen, warum auch das manchmal nichts hilft sowie die medizinischen Möglichkeiten. Der Schwerpunkt ist allerdings unterschiedlich gesetzt: Gnoth und Noll legen ihn mehr auf die Alternativen zur Reproduktionsmedizin, hier geht es gerade mal zehn Seiten lang um IVF, IUI usw.. Bei Freundl, Gnoth und Frank-Herrmann dagegen ist ab Seite 65 Schluss mit Homöopathie und gesunder Ernährung.
Bei beiden Büchern merkt man, dass sich in den letzten zehn Jahren bei Sachbüchern eine Menge getan hat: inzwischen hat sich rumgesprochen, dass man mit "Hohe Schule der Wissenschaft, für euch arme Schätzchen erklärt, Ach Gott, am Ende habt ihr noch nicht mal alle Abitur?" nicht mehr automatisch punktet, sondern dass man schreiben können sollte und dem Buch am besten noch einen praktischen Zusatznutzen mitgibt. Das merkt man beiden Büchern an. Hier gibt es Zyklustabellen, Fotos vom Zervixschleim (und ich esse gerade meine Pasta - mit Weizen, wenn das Frau Professor wüsste! und blättere nichtsahnend um...), jede Menge Fragebögen und Checklisten, Tipps zum Umgang mit Krankenkassen, Kollegen usw. Außerdem bietet das Autorenteam eine Internetsprechstunde an für alle, die sich zusätzlich informieren wollen. Das ist doch schön, und die Bücher sind bestimmt eine runde Sache. Aber so richtig, richtig zufrieden bin ich noch nicht. Der Bücherstapel ist aber zum Glück ja auch noch nicht durchgeknuspert.

So. Und weil der Kölner Tatort mit dieser ewigen Currywurstromantik nicht so meins ist, läute ich jetzt den erholsamen Teil des Tages mit Herrn Bednarz und seinem Tatsachenbericht über IVF aus Männersicht ein.

Ab morgen könnte es übrigens sein, dass ich für zehn Tage einen Job habe. Das wäre schön. Weniger schön ist dagegen, dass ich erst morgen früh erfahre, ob die mich buchen oder meine sicher vollkommen unfähige, faule, aus dem Mund riechende und lahmarschige Konkurrenz. Falls der nächste Post also bis morgen Abend auf sich warten lässt, dann dürft ihr mir gratulieren: Endlich bringt die ansonsten nutzlose Flora auch mal wieder ein bisschen was in die Haushaltskasse ein.

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