Mittwoch, 7. Oktober 2009

Was soll denn die Nummer mit dem Sauerkrautsaft?

Wie, und jetzt plötzlich doch Entschlackung und Produkte von Weleda? Und das, wo ich erst so geschimpft habe?

Naja. Die Wahrheit ist, man kann nicht tagelang diese Bücher lesen, ohne dass was hängen bleibt. Nein, ich werde bestimmt nicht komplett auf Weizen und Fleisch verzichten, auch wenn Frau Prof. Gerhard sich das wünscht. Ich werde auch nicht meine Möbel umstellen, und ich werde auch nicht in Zukunft morgens statt schwarzem Tee "Brennesselkaffee" (wer auch immer sich den ausgedacht hat, dem wünsche ich mindestens eine danebengegangene angeblich farbneutrale Henna-Kur an den Hals) trinken. Aber ein bisschen kann ich ja mal tun, und nachdem ich noch vor ein paar Tagen über eine Fastenwoche nachgedacht habe, obwohl ich das eigentlich nie wieder tun wollte, sind Entschlackungstee, gesundes Essen, viel Gemüse und genug Schlaf vielleicht ja doch nicht zu viel verlangt. Ich mag es nur eben nicht, wenn man mir etwas wegnehmen will, woran ich hänge.

Der erste Nebeneffekt ist, dass ich schon jetzt - nachdem das Programm gerade mal seit 24 Stunden läuft und ich bisher weder vom Fleisch noch vom Alkohol oder vom Weizen losgekommen bin - in einer Wolke aus Selbstgefälligkeit durch die Straßen laufe. Ich sehe Leute in Autos vorbeifahren und denke "Jaja, das ist eine feine Kiste, aber sieh mich an, ich gehe zu Fuß! Und zwar bis in die Stadt! Und wenn ich dort fertig bin, dann laufe ich wieder zurück!" und ich sehe Kinder, die gerade ihr ganzes Taschengeld bei McDonalds gelassen habe, und denke mir "Schön schön, einen Glücks-Cheesie gibt es aus alter Tradition auch für mich wie nach jedem Klinikbesuch, aber ich entschlacke auch mit Birkenessenzen, die von Menschen geerntet und verarbeitet werden, deren Fernseher eine Bildschirmdiagonale von unter 50 cm hat! Ich darf das also!" Es fühlt sich gut an, in dieser Wolke unterwegs zu sein.

Die ersten Mauern sind also gefallen auf dem Weg, mich dazu zu kriegen, loszulassen, mich zu öffnen, ein feinerer Mensch zu werden oder sonstwas und am Ende allein schon aus Karma-Gerechtigkeit oder wasweißich schwanger zu werden. Aber ein paar Mauern werden niemals fallen. Niemals.

Inzwischen habe ich zum Beispiel eingesehen, dass es in meinem Leben manchmal Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre gibt, in denen ich nicht rauche. Trotzdem werde ich leider niemals wieder ein echter Nichtraucher werden, also ein Nie-wieder-Raucher. Mit Alkohol verhält es sich ähnlich. Ich weiß, dass ich zu viel trinke, jedenfalls nach medizinischen Richtlinien. Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal mehrere Tage hintereinander meine Abende mit einer schönen Kanne Ingwertee verbringe und dabei überhaupt nichts vermisse. Ich konnte auch, wie die schwangeren Wochen gezeigt haben, 1a auskommen mit alkoholfreiem Hefeweizen. Aber ganz ohne, ohne dass ich schwanger oder vielleicht schwanger bin, nur um sicher zu sein, dass es diesmal auch ganz wirklich klappt - nein. Das wird nichts. Und das würde auch dafür sorgen, dass ich hinterher ernstlich beleidigt und noch viel enttäuschter bin, wenn es nicht klappt.
Koffein scheint auch ein Riesending zu sein, zumindest, wenn der Autor des Würmchenbuches aus den USA kommt. Aber es tut mir leid, es ist eins meiner liebsten Rituale, morgens eine Kanne schwarzen Tee zu kochen und mich im Schlafanzug an den Rechner zu setzen. Wenn ich das dann auch noch im Bett tun kann, dann ist das Glück perfekt. Und Glück soll doch auch wichtig sein?

Nur falls ihr euch fragt: der Don hat noch nicht geantwortet. Dieser Artikel erfüllt einzig und allein den Zweck, die Zeit zu überbrücken, bis die nächste Stunde voll ist und ich wieder in meine Mailbox gucken darf.

Und das HCG ist auch noch nicht unten. Verflixt. Noch mal da hin also. Die DS wird sich freuen: 8000 Schritte hat der einfache Weg.

3 Kommentare:

  1. Du mußt das HCG einfach nur mit jedem Atemzug loslassen...*proust* *kicher*... *bin schon weg*

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  2. Und wenn es nicht dein Köper oder dein Bauch ist, der es noch nicht kapiert hat (dass du nicht mehr schwanger bist), sondern deine Seele....Wenn sie *es* festhält???

    Alkoholfreies Weizenbier enthält Alkohol übrigens! Ich würde es lassen, weil nicht klar ist ab welcher Menge Alkohol eine Schädigung einsetzen kann....

    Ich bin ein großer Fan von deinem Blog und deiner Schreibweise. Aber langsam finde ich das alles nicht mehr so *witzig*....sondern einfach nur traurig....

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  3. Hm, witzig finde ich das auch nur so mittel - immerhin sinkt das HCG und ist längst deutlich im einstelligen Bereich, ich kann also hoffen.
    Die Frage, die Du mir stellst, habe ich mir natürlich auch mal kurz gestellt - ob ich es am Ende im Kopf nicht einsehe. Aber darauf kann ich klar und voller Überzeugung antworten: doch, ich hab das Würmchen losgelassen. Und zwar schon in den ersten Stunden und Tagen nach der Operation. Das war nicht leicht, aber die Hochzeit, meine Freunde, L. und die Reise haben mir dabei tüchtig geholfen. Im Gegenteil, ich würde lieber heute als morgen in die Klinik fahren und den nächsten Versuch starten. Wenn nur das Blut und das HCG nicht wäre. Inzwischen habe ich aber auch hier wie so oft festgestellt, dass ich nicht die einzige bin; ich habe schon von Frauen gehört, bei denen das bis zu drei Monate dauert. Es scheint auch damit zusamenzuhängen, dass meine Hormonwerte während der Schwangerschaft wirklich immer 1a waren. Und nun konzentriere ich mich wieder auf nächste Woche, den Bluttermin am Dienstag, und hoffe, dass es dann vorbei ist. Kann natürlich passieren, dass sich vor diesem Hintergrund der nächste Versuch noch verzögert...

    Das mit dem Alkohol im Alkoholfreien Hefeweizen kann bestimmt sein, aber ich habe gehört, dass auch in Fruchtsaft, Obstsalat, Torten und so ziemlich allem, was Zucker/Stärke enthält, sich nach kürzester Zeit winzige Mengen Alkohol bilden. Da wird so ziemlich jeder gedeckte Tisch schnell zum Feind. Und alkoholfreies Hefeweizen wird Schwangeren ja sogar ausdrücklich empfohlen, weil nicht nur Alkohol in Winzmengen drin ist, sondern Folsäure und Vitamine und wasweißichwas noch alles. Ich werde also mal vorsichtig nachfragen bei meinem Arzt vor dem nächsten Weizenbier-Nichtrausch.

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