Montag, 21. Januar 2013

Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Liebe Abkürzungsdamen, nun hab ich den Post noch bestimmt fünfmal durchgelesen, und so richtig schlimm kann ich ihn nicht finden. Der Kommentar, der dann am Ende der Auslöser war, hat nur das Fass zum überlaufen gebracht - hatte ich ja auch selbst geschrieben und die Schreiberin gebeten, nicht alles auf sich zu beziehen. Wir haben das alle in uns, dass wir sehen, wie andere etwas machen, und uns denken "könnte man nicht", "sollte man nicht lieber" etc., aber hier geht es nicht um die idiotensichere Käsekuchenmethode, eine Empfehlung für einen günstigen Autoschrauber oder einen Kinotipp fürs Wochenende, sondern um ein Thema, das für mich immer noch und vermutlich noch eine ganze Weile ziemlich angstbelastet ist. Und mir dann zu sagen, ich sollte nicht zum Yoga gehen, wenn ich Angst vor Blutungen hätte - oder auch z.B. vor ein paar Wochen mir als Legehenne, als ich vom Arzt kam und berichtet habe, die Hormone könnte ich jetzt absetzen, da würde dann aber Fehlgeburt drohen, ojemine, die sollte ich mal ruhig weiter schlucken - finde ich extrem grenzwertig. Ich habe auch nicht geschrieben, die sowas kommentieren, sind alle doof oder fiese Petzen oder dergleichen - ich habe nur geschrieben, dass ich sowas hier nicht lesen will, weil es mich vollkommen kirre macht. In meinem eigenen Blog würde ich das nicht als Zensur bezeichnen - Zensur wäre, wenn ich solche Kommentare lösche oder sogar umschreibe, bevor sie veröffentlicht werden. Ich sehe das vielmehr als mein Hausrecht. Und das "ok, sie schreibt einen Blog mit Kommentarfunktion, da muss sie sich nicht wundern"-Argument lasse ich nicht gelten, denn gerade daraus, dass das hier ein Blog zu einem extrem emotionalen und persönlichen Thema ist, folgt doch, dass ich jedes Recht der Welt habe, zu sagen, wenn mir etwas zu viel wird. Nichts wurde gelöscht. Niemand wurde beleidigt. Ich hab nur eine Ansage gemacht, wie ich das gerne hätte - auch in Hinblick darauf, dass die Tipps und Empfehlungen vermutlich nicht weniger werden, wenn die Geburt näher rückt (was sie hoffentlich tut).

Übrigens: ich war enorm erleichtert, nachdem ich den Post am Wochenende geschrieben habe. Ich bin nämlich - auch wenn das vielleicht die eine oder andere hier anders wahrnimmt - ansonsten eher schon mein ganzes Leben lang mit dem Fluch geschlagen, immer nur strahlende und zufriedene Gesichter um mich herum zu ertragen und es grundsätzlich allen Recht machen zu wollen. Bloß nicht rumzuzicken, zu meckern oder auch mal dagegen zu sein. Mich zu beschweren, fällt mir schwer. Daran wollte ich arbeiten, und ich arbeite dran. Nicht aus Spaß am Zickigsein, sondern weil mich diese Empfehlungen wirklich, wirklich umtreiben, um den Schlaf bringen, mir die Ruhe rauben und mich manchmal schon fast dazu bringen, die Quatschbude hier dicht zu machen. Mag euch übertrieben erscheinen - ist aber nun mal so. Hier sitzt eine, die immer noch bei jedem Klogang mit einer Fehlgeburt rechnet und viel Energie dafür einsetzt, einigermaßen entspannt zu bleiben. Die kann sowas echt nicht brauchen. Es war höchste Zeit, mal was zu sagen, und ich schreibe das nicht zum ersten Mal. Die freundlichen, ins Witzige gedrehten Aufforderungen in der Vergangenheit, die bloß niemandem auf die Füße treten wollten, haben nur leider gar nichts genützt, wie man sieht. Hier war ein lautes und deutliches "Schluss jetzt damit, aber sofort" gefragt. Wenn damit einher geht, dass jetzt ach mal die eine oder andere mucksch reagiert, dann - kann ich das eben nicht ändern. Wisst ihr was? Schreibt doch einfach selbst einen Blog, und dann macht ihr das eben anders.

4 Kommentare:

  1. Liebe Flora,

    ich finde deine Posts nicht zickig, sondern einfach nur ehrlich.

    Und selbst wenn dir mal nach Zickigsein zumute sein sollte, hättest du auch dazu alles Recht der Welt. Schließlich steckt hinter diesem Blog ja ein "echter" Mensch und keine Kunstfigur.Und echte Menschen sind nun mal nicht immer und ewig und zu allem zu jedem nett und freundlich.

    Ich finde dich super! Mona

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  2. Liebe Flora,

    gerade erst hab ich kommentiert, kurz bevor deine Antwort kam, und schon schäme ich mich sehr, dass ich was von zickigem Tonfall geschrieben habe. Ich verstehe deine Ängste so sehr und habe tausende solcher Kommentare im echten Leben bekommen und gehasst und so geht es mir bis heute. Gerade gestern hatte ich wieder so ein Erlebnis - eine von 40.000 Ängsten, die ich nicht habe, und jemand sagt "wie, das lässt du sie machen??" ... es tut mir wirklich leid, dass ich was geschrieben habe, du machst das ganz toll, ich liebe deinen Blog, und bitte vergiss, dass ich was kommentiert hab.

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  3. Meine Liebe,
    ich kann dich total verstehen. Ich hatte auch oft Kommentare wo ich denke, denken die Leute nicht vorher nach. Grad wenn man mit einer Angst lebt. Viele verstehen das nicht, grad die Leute im "normalen" Leben die ja ganz einfach ohne Nebenwirkungen schwanger wurden oder sind und bei denen alles easy peasy ist. :/ Ich verstehe dich will ich damit sagen und finde alle sollten akzeptieren, dass du aufgebaut und nicht runtergehauen werden solltest.

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  4. Mir gingen diese "darf/sollte man das denn"- Kommentare auch sehr auf die Nerven waehrend der Schwangerschaft. Auch wenn sie oft gut gemeint sind. Die meisten Schwangeren machen sich sowieso viel zu viele Gedanken, darueber wie sie die Aufgabe bewaeltigen sollen ein neues Lebewesen zu produzieren. Gerade wenn man eine lange Abkuerzungsgeschichte hinter sich hat, ist man sowieso gut informiert ueber alle moeglichen Gefahren. Letztendlich macht jede das, was sie fuer richtig haelt und wiegt die Risiken fuer sich ab. Ich war z.B. noch in der 38. Woche meiner Zwillingsschwangerschaft mit dem Fahrrad unterwegs. Mir ging es super, ich bin langsam und vorsichtig gefahren und habe an jeder roten Ampel gehalten. Ausserdem war es zu diesem Zeitpunkt viel einfacher als Laufen und schneller sowieso. Dass das viele anders machen wuerden war mir klar.
    Und wenn das Kind dann da ist genauso, denn viele Debatten sind sehr ideologisch besetzt (welche Windeln, wann was fuettern, wo soll das Baby schlafen etc.). Es ist zwar gut sich diesbezueglich beizeiten eine dicke Haut zuzulegen, aber ich finde es durchaus im Rahmen, dass Flora sich Ratschlaege verbittet.
    Zwar muss ich mir auch manchmal auf die Zunge beissen, wenn ich sehe was andere Muetter so tun, aber da ist eben Toleranz gefragt. Kinder kann man auf ganz unterschiedliche Weise grossziehen.
    Gruesse von Julia

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