Montag, 28. Januar 2013

What to expect

Hatte ich mal erzählt, wie ich damals nach der Fehlgeburt die ganzen Schwangerschaftsbücher alle in einer Kiste im Keller verstaut hatte? In Sicherheit, irgendwo, wo sie mich nicht plötzlich von hinten anspringen können, wenn ich nur ganz unschuldig Kartoffeln oder Hundefutter holen will? Tja, ich hab sie offensichtlich sicherer verstaut, als ich dachte. Das einzige, das wieder aufgetaucht ist, ist das dusselige "Mami-Buch" von der Bild-Tante aus dem Verlag, den wir hassen, weil er damals unser Buch nicht verlegen wollte mit der Begründung, das wäre ihm zu trist für die Bedürfnisse seiner Leserinnen, bei einem Babybuch sollte doch am Ende ein Baby herauskommen. Das Buch als meine Schwangerschaftsbegleitung? Nein. Und die von GU kann ich alle nicht auseinanderhalten, das wird irgendwie alles zu einer rundbäuchigen, kuscheligen Sauce. Deshalb habe ich mir letzte Woche den Klassiker aus Amerika bestellt: "What to expect when you're expecting", und den lese ich jetzt. Bisher ist ein Vorteil klar zu erkennen: jedes neue Thema hat eine Überschrift, die sehr deutlich sagt "und jetzt geht es eine Seite lang um genetische Vorbelastungen/Mehrlingsschwangerschaften/Kettenraucherinnen" usw., so dass man problemlos alles überblättern kann, was man nicht wissen muss. Fotos gibt es nicht, es gibt nur Bleistiftzeichnungen, was es nicht unbedingt zu einem Buch macht, mit dem man sich im Halbschlaf aufs Sofa kuschelt. Aber ansonsten bin ich bisher gut bedient damit. Das Einzige, was mich verwirrt, ist, dass ich nach diesem Buch im vierten und nicht im fünften Monat bin. Jetzt fühle ich mich wie nach den Ferien zum ersten Mal in die Klasse gehen, mich an meinen Platz setzen und abwarten, wer als erster meine neue Frisur und die Schuhe bemerkt, und dann erfahren, dass ich sitzen geblieben bin und hier nichts verloren habe.

Weniger gut bedient dagegen bin ich, je länger ich drüber nachdenke, mit meinem Schwangerschaftsyogakurs. Die gleiche Hebammenpraxis bietet auch einen Hatha Yoga Kurs an, jetzt überlege ich mir folgende Möglichkeiten:
1. Ich frage, ob ich nicht einfach umsteigen kann in den anderen Kurs, vorausgesetzt, ich kann zu den Terminen.
2. Ich gehe einfach nicht mehr hin und schieße die 120 Euro Kursgebühr in den Wind. Vorher könnte ich, 2a, noch Bescheid sagen, wieso und darum bitten, dass für zukünftige Kursteilnehmerinnen die Inhalte ein bisschen klarer formuliert werden. In meinem Kurs sollte es "auch Meditation" geben, und ein bisschen Meditation zur Entspannung gehört zu einem Yoga-Kurs ja auch dazu, aber hätte da gestanden, dass wir die Augen schließen, frei tanzen und dazu ein Mantra nach dem anderen singen sollen, wäre ich da nie aufgetaucht. Oder, 2b, ich sage einfach nüschte und bleibe weg.
3. Ich suche mir einen komplett anderen Schwangerschaftsyogakurs und zahle nochmal Kursgebühr. Dafür muss ich dann vermutlich erheblich weiter fahren.
4. Ich gehe weiter hin und beiße die Zähne zusammen. Und wer weiß, vielleicht überrasche ich mich ja selbst und bin irgendwann die welteifrigste Mantra-Sängerin? Glaube ich aber nicht. Das hier ist eine Schwangerschaft, keine Gehirnwäsche.
5. Ich gehe nicht mehr hin, suche mir keinen neuen Kurs und bestelle mir eine Schwangerschaftsyoga-DVD und pfeife auf den Austausch mit anderen Damen, mit denen ich nichts weiter gemeinsam habe als einen Braten in der Röhre. Und irgendwann demnächst beginnt ja dann auch bestimmt ein Kurs mit geburtsvorbereitender Schwangerschaftsgymnastik.

Außerdem habe ich gerade wieder einen milden Anfall von Schwangerschaftshysterie: letzten Donnerstag war ich bei meiner Internistin und habe Blut dagelassen wegen meiner Schilddrüse und meinen Leberwerten, die scheinbar wichtig sind für das Blutdruckmedikament. Samstag war ein Brief von ihr im Kasten, dass sie mich leider telefonisch nicht erreichen könnte, ich sollte aber bitte schnell zurückrufen. (Unser Festnetz ist gefangen zwischen zwei Telefongesellschaften.) Sie hat meine Emailadresse, über die wir uns schon lebhaft ausgetauscht haben wegen meiner Blutdruckwerte, und meine Handynummer hat sie auch. Jetzt habe ich schon zweimal da angerufen und nur erfahren, dass Frau Doktor mich unbedingt bald anrufen würde. Sowas, ganz ehrlich, braucht kein Mensch. Am Ende muss ich vermutlich nur mein Schilddrüsenmedikament höher dosieren oder was weiß ich, aber... hrrrrrhrrrrgrrrrr.
Und glatt ist es auch. Winter ist keine Jahreszeit für Schwangere. Wobei, die Teile, bei denen man auf dem Sofa vorm Feuer sitzt und Gulasch isst und um halb zehn ins Bett geht, die schon. Aber der Rest nicht. L., der Süße, wird sich seiner Vaterpflichten immer bewusster und hat seine grantige Frau heute an die Bahn gefahren, aber das kann's auch nicht sein. Ich wäre jetzt bereit für den Frühling, denn danach kommt der Sommer, und im Sommer hab ich was richtig Nettes vor, hatte ich schon erwähnt?

p.s. vor einer Stunde (jetzt ist es 17:33) kam der Anruf meiner Ärztin: sie wollte nur, dass ich unbedingt so schnell wie möglich erfahre, dass meine Blutwerte total supidupi in Ordnung sind. Niedlich! Es geht in die Richtung, nachts um drei von der Feuerwehr aus dem Bett geworfen zu werden und das Haus verlassen zu müssen, damit sie Dir dann auf der Straße erzählen, dass es hier jedenfalls nicht brennt und somit keine Gefahr besteht. Dankeschön, das ist aber nett! Grrrrrhrrrrrrr. ("Schhhhhh, böse schwangere Irre, gaaaaanz ruhig.")

8 Kommentare:

  1. Hallo Flora, kurzer Hinweis wegen der Verwirrung 5. oder 4. Monat in Deinem amerikanischen Buch. Ich habe ein amerikanisches Schwangerschaftstagebuch (von A. Christine Harris; fand ich für den Preis nett gemacht; aber natürlich kein Ersatz für einen Ratgeber) und da steht vorne unter Hinweis für die deutsche Ausgabe:
    "266 Tage oder ist eine Schwangerschaft in den USA kürzer als in Deutschland?-
    In diesem Buch wird von 266 Tagen oder 38 Wochen oder neuneinhalb Monaten a vier Wochen ausgegangen. Das ist auch richtig, wenn als Beginn einer Schwangerschaft der Zeitpunkt der Empfängnis gilt. Da diese aber meistens unbemerkt stattfindet, berechnen wir in Deutschland die Dauer einer Schwangerschaft ausgehend von dem Offensichtlichen: dem ersten Tag der letzten Regel."
    In Amerika berechnet man ab der Empfängnis. Am Anfang fand ich das auch komisch, v.a. als ich glücklich die 12.woche erreicht hatte aber ich hab mich schnell daran gewöhnt und dann immer gefanklich umgerechnet.
    Liebe Grüsse und ich fieber den Countdown so gerne bei Dir mit, weil die Zeit im Nachhinein doch so schnell vergangen ist! Eumelberta

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    1. Komisch, ich hatte beide meiner Schwangerschaften (und Geburten) in USA und es wurden mit 40 Wochen gerechnet...

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    2. Yip, daran hängt es nicht, in dem Buch wird auch ab der letzten Regel gezählt. Gerade arbeite ich mich durch Monat 3, aber ich glaube trotzdem, das irgendwie anders gezählt wird - ich habe immer gerechnet vier Wochen = ein Monat. Danach wäre ich seit letztem Freitag im fünften. Scheinbar macht man das anders...

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    3. Die Sache ist, die, daß man in USA, z. B. sagt man ist 4 Monate und 2 Wochen schwanger, in Dtl. würde man sagen, im 5. Monat. Man ist ja "erst" im 5. Monat und noch keine volle 5 Monate. Also die Rechnung ist gleich, man sagt es nur anders. 2., 3., 4. Monat usw. "gibt" es in USA garnicht. Man sagt immer die Monate und die Woche, oder 4 1/2 Monate schwanger oder fast 5...

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    4. So. Jetzt habe ich noch mal sämtliche Monats-Kapitel durchgeblättert und die Lösung gefunden: nicht alle Monate sind gleich lang. In diesem Buch sind der erste, zweite, vierte, siebte und achte Monat je vier Wochen lang und der dritte, fünfte, sechste und neunte fünf Wochen. Darauf muss man erst mal kommen. Und deshalb verschiebt sich der Beginn des fünften Monats um eine Woche nach hinten, die hat nämlich der dritte Monat abgeknapst. Puh...

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    5. WIRKLICH!? Ist ja irre, ist mir während der KiWu-Behandlung, 2 Schwangerschaften, 2 Geburten und "einzelne-Kapitel-im-o.g.-Buch-lesen" nicht aufgefallen *hihi*
      Müsste mal glatt meine Ultraschallbilder rauskramen und vergleichen und rechnen ;)

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  2. Witzig, ich hatte mich damals schon gefragt, warum alle dieses Mami-Buch so toll finden, das fand ich sowas von plüschig und süßlich und noch dazu null informativ. Ich MUSSTE dann einfach noch einmal den Film "9 months" anschauen, und die Schwangere im Film hat eben jenes "What to expect when you are expecting" gelesen. Beim googlen gefiel es mir auch ganz gut und so hab ich es mir bestellt. Bin ja nur kurz dabei geblieben, aber die Teile, die ich bisher gelesen habe fand ich gut.
    Liebe Grüße! Emma

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  3. Liebe Flora, informativ und schön sachlich ohne schnickschnack fand ich den Schwangerschaftsratgeber von Kai Bühling.hat mir meiner Ärztin geschenkt, aber im Netz kriegt man ihn für 5eur. viel Spaß weiter, Winter dauert auch nicht mehr ewig! Herzliche grüße,Y.

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