Freitag, 24. Juli 2009

Eine Reise in die Welt der Tiefkühlpizza und Teelichter

L. und ich bei einem Ausflug in meine Vergangenheit, genauer gesagt, in mein Unistädtchen. Ich sitze am Stammtisch in einem Lokal, in dem ich fünf Jahre lang gekellnert habe. Der Pächter hat gewechselt, aber der Neue hat fast alles so gelassen, wie es war, was die Sachen, die sich geändert haben, um so merkwürdiger macht. Vorhin lief hier eine Frau durch, von der ich nicht mehr sagen könnte, ob die früher auch hier gekellnert oder nur getrunken hat. Eigentlich ist es schön hier, aber trotzdem ist mir beklommen. So geht mir das komischerweise oft, wenn ich an die alten Orte komme. Das liegt vermutlich nicht daran, dass es mir damals an diesen Orten so schlecht ging, sondern eher daran, dass es mir heute so viel besser geht. Ich sitze hier an einem Tisch, den ich bestimmt 800 mal in meinem Leben abgewischt habe und auf den ich in so vielen Nächten hundemüde nach der Sperrstunde noch die Stühle gestellt habe, und wenn ich mir jetzt eine Schürze umbinden und die Schicht der Studentin mit Pferdeschwanz übernehmen würde, die das jetzt macht, dann würde ich vielleicht sogar feststellen, dass ich immer noch den Kassencode für einen Salat mit Hühnchen, ein kleines Hefeweizen oder Käsespätzle wüsste oder jedenfalls in den Fingern hätte. Und ich denke daran, dass ich damals immer noch auf eine merkwürdige Art an meinen Eltern festhing, an die kleine Bude und das Gemuckel unter Studenten, an die blöden Referate und das ewige Gewühle nach einem Zweimarkstück für irgendeinen Bibliotheksspind, die Mensa, das ganze Gelaber, die Fahrräder, die einem immer geklaut wurden, an Wochenenden in der WG, an denen ALLE dämlichen Freundinnen und Freunde von ALLEN Mitbewohnern da waren und in der Küche rumhockten und diese ganzen Pärchen ständig Schaumbäder mit Teelichtern auf der Fensterbank nahmen, es war zum Auswachsen.

Und dann denke ich daran, wie froh ich bin, das alles hinter mir zu haben. Vielleicht war das die beste Idee seit Tagen, hierher zu fahren. Kein Mensch kann sich leid tun, vor dessen Auge gerade diese Zeitraffer-Studentenzeit abläuft und der sich sagen kann: so war das mal, aber das alles ist jetzt vorbei, und das ist ein Riesenglück. Ich muss mir das nicht einreden, sondern ich weiß gerade so genau wie schon lange nicht mehr, wie gut ich es habe.

(Eine Menge positive Selbstbeschwörung ist hier gerade im Gange, falls es jemandem entgangen ist. Glaubt es oder nicht, aber es funktioniert.)

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