Und das kam so: (wobei, wie das kam, das wisst ihr ja, hab ich ja lang und breit erzählt...) Ich komme zurück aus der Stadt und vom Test, im Gepäck ein Doppelpack HSV-Schnuller, den miesen alkoholfreien Sekt und einen ausgewachsenen Haschmich. Und als ich in die leere Wohnung komme, weiß ich: jetzt sind noch mindestens vier Stunden totzuschlagen. Nachdem ich beinahe die Tapete von der Wand genagt, beinahe die Einrichtung zerlegt und beinahe in meinen Computer gebissen habe, klingelt um zehn vor zwei das Telefon, mein Arzt ist dran und klingt schon beim ersten Wort so, als könnte er nur mühsam ein Kichern unterdrücken. „Also, ich habe gute Nachrichten: sie sind schwanger, der Wert war sehr deutlich positiv, und alles sieht hervorragend aus.“ Und dann hat er noch irgendwas davon gesagt, dass ich Donnerstag noch mal zur Blutabnahme kommen soll und in drei Wochen dann zum Ultraschall (mein erster Ultraschall ohne Zystenbezug! Yeeeeih!), es kann aber auch gut sein, dass er irgendwas über die Wirtschaftskrise, Rosenzucht oder die Flugverbindung nach Rom gesagt hat, so genau weiß ich das leider nicht mehr. Denn in diesem Moment war ich kurz vorm Durchdrehen und wollte nur noch, dass dieses Gespräch beendet ist, so dass ich mich ungestört und in Frieden laut kreischend auf dem Fußboden wälzen kann. (In meinen In Vitro-Papieren heißt es, Patientinnen mit psychischen Problemen könnten von der Behandlung ausgeschlossen werden. Und wir wollen ja nicht... nüch?)
Nach zehn Minuten kreischen und wälzen bin ich kurz zu mir gekommen, um zu meinem Weinmann um die Ecke zu laufen und für alles Geld, das ich noch im Portemonnaie hatte, eine Flasche Champagner rosé für L. zu kaufen, es reicht schließlich, wenn einer von uns beiden die Light-Live-Plörre trinken muss. Dann noch ein bisschen wälzen und kreischen und mit dem HSV-Schnuller in der Hosentasche lauern, bis L. endlich nach Hause kommt. Als er dann kam, habe ich mich auf dem Balkon versteckt, und da hat er mich dann gefunden mit meinem Schnuller und dem breitesten Grinsen der Welt.
Und das war dann ein sehr, sehr großer Spaß. Hihi. Ich hatte manchmal schon Angst, dass L. sich gar nicht so richtig freut und auch nach einem positiven Test immer noch denken wird: ohje, ohje, aber wenn es schief geht und wir doch kein Baby kriegen, aber diese Angst war – wie sich gezeigt hat – sehr, sehr bescheuert und unbegründet.
Und dann hatten wir nur noch so wenig Zeit, weil L. schon vor Wochen Theaterkarten für gestern Abend hatte und die Vorstellung schon um sieben anfing, weil auch zwei Kinder mit auf der Bühne waren, und dabei wollte ich doch noch dasitzen und mich freuen und alkoholfreien Sekt trinken und mit allen stundenlang telefonieren und bloggen und noch tausend Sachen mehr. Aber das ging dann eben nicht. Und deshalb haben wir nur kurz mit den angehenden Großeltern telefoniert, die sich gefreut haben wie Bolle, und ich habe mit den Mädchen telefoniert, und dann hat L. mich davon abgehalten, mit noch mehr Mädchen zu telefonieren, und dann hab ich vergeblich versucht, in unserem Viertel ein Babybuch zu kaufen (hab ich gesagt, ich würde unser Viertel mögen? Falsch, ganz falsch!), und dann war auch schon Zeit zum Aufbruch, und dann habe ich in der Stadt noch schnell zwei Babybücher gekauft, Theater (zwar wunderschön, aber ich hab die ganze Zeit nur darauf hingefiebert, endlich mein Babybuch zu lesen und zu erfahren, was die Wurst jetzt schon kann und wie groß sie ist, und muss das hier so dunkel sein, ich kann ja die Schrift nicht erkennen?), Hände wundklatschen, nach Hause, Babybuch lesen, uff.
Ich kann euch sagen: es stimmt, was die Leute sagen. Schwangerschaft IST anstrengend.
Und ich glaube gleichzeitig, ich werde es nicht kapieren, bis sie mich in den Kreißsaal schieben, dass ich nun wirklich schwanger bin.
invisible apple cake
vor 3 Tagen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen