Dienstag, 7. Juli 2009

Sechs Minuten

Jetzt ist es Punkt eins. Ab drei kommt der Anruf. Wieso erst ab drei, letztes Mal doch schon um zwei? Ich könnte durchdrehen. Aber ich lass es lieber. Stattdessen habe ich den HSV-Schnuller mal auf Verdacht besorgt, notfalls kriegt ihn L.s kleiner Neffe, ich habe nämlich nicht vor, jedes Mal in Tränen auszubrechen, wenn ich an meine Wäscheschublade gehe, in der er jetzt liegt. Außerdem war ich bei Thalia und habe mir Babybücher angeguckt, aber NICHT gekauft! Auch wenn ich im Stechschritt den Laden verlassen musste, um mich davon abzuhalten. Aber den widerlichen alkoholfreien Sekt habe ich besorgt und kalt gestellt. Wenn ich nicht schwanger bin, kippe ich ihn ins Klo und mach mich auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens. Denn dann wird L. mich heute Abend zu Sushi und Weißwein ausführen, auch wenn er das jetzt noch nicht weiß.

Zurück zuhause, habe ich dem Nerd in mir Luft gemacht, indem ich erst mal mit Dr. Kawashima auf der DS trainiert habe. Schließlich habe ich nicht nur eine Gebärmutter, sondern auch ein Gehirn. Wenn ich meinen Teller nicht leergegessen habe, will Dr. Kawashima, dass ich ein Akrostichon bilde, also aus den Buchstaben eines Wortes einen Satz bilde, der dazu passt. Heute war das Wort MAMA. Was denkt der sich eigentlich?

Außerdem bin ich jetzt schon ganz heulig wegen der unzähligen Daumendrück-Kommentare und -SMSen von den anderen Hasen und meinen Mädchen. Wieder mal denke ich: es kann ja sein, dass es für manche Frauen einfacher ist, wenn niemand Bescheid weiß. Für mich ist es so auf jeden Fall besser. Wenn es schief geht, nehme ich lieber in Kauf, ein paar Mal zu oft drüber sprechen zu müssen, als das ganz alleine in einem abgedunkelten Zimmer durchzumachen. (Ich habe Freundinnen, die haben sogar in den ersten Monaten nichts erzählt und dann erst ein Jahr später in einem Nebensatz erwähnt, sie hätten ja dann auch eine Fehlgeburt gehabt. Wie machen die das? Ich würde das nicht schaffen. Absolute Verschwiegenheit und geheimnisvolle Undurchdringlichkeit sind nicht meine Stärken.)

Als ich in der Klinik war, stand da ein Paar, dass sich erst mal nur die Prospekte mitnehmen wollte. Ich dachte nur, ihr zwei habt noch viel vor euch. Ich habe noch nie etwas mitgemacht, bei dem man sich so schnell wie ein Vollprofi fühlt wie IVF. Es ist wie in diesen Geschichten, in denen man eine Nacht irgendwo verbringt, und wenn man den Ort wieder verlässt, sind sieben Jahre vergangen. Wohingegen mein Schreibtisch gerade ein Ort ist, an dem man stundenlang sitzt, und hinterher sind sechs Minuten vergangen.

13:06.

3 Kommentare:

  1. ich denk schon den ganzen Vormittag an Dich! - lg Wuzal

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  2. Wir sind bei dir....

    Tja, bei uns wissen es nicht so viele, da Schatzi das nicht so an die große Glocke hängen will (wahrscheinlich weil sein SG der Hauptgrund ist...Männer...). Deswegen häng ich im Internet, weil irgendwem muß man ja erzählen, was die Follikel so machen, denn in der Zeit ist ja alles andere völlig nebensächlich, nur der nächste US zählt und irgendwen muß man ja zulabern :-). Vollprofi wird man in der Tat seeehr schnell und mit wirren Begriffen und Abkürzungen um sich schmeissen, Wirkungen von Heilpflanzen und Homöopathika runterbeten, Ammenmärchen und neueste Forschung zitieren, geht super. Könnt ich stundenlang....

    Eine Stunde noch.....

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  3. Noch 6 Minuten bis zu deinem Anruf, nach meiner Uhr. Oh, bin ich gespannt! Sofort posten, okay?

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