Sonntag, 7. Juni 2009

Aktion nasenspraysichere Wohnung

Wir kommen gerade aus dem Haus von L.s Cousin und seiner Frau. Außer von den beiden wird dieses Haus im Moment noch bevölkert von 220 noch nicht ausgepackten Umzugskartons und ihrem Sohn, knapp anderthalb. Von außen ist es ein niedliches, hellgelb gestrichenes Siedlungshäuschen mit Buntglasfenstern in einer netten Gegend, von innen ist es die Hölle. Noch. Sie müssen mit Bindfäden Gitter an die Treppe binden, damit der Kleine nicht rauf- oder runterklettert und das alles mit Tatütata endet. Sie müssen einen Zaun um den Gartenteich bauen, sie müssen jeden seiner Schritte verfolgen, denn im Moment wissen sie noch nicht mal, wo sich ihre Socken befinden, und dementsprechend natürlich auch nicht, wo gerade Messer, Gabel, Scher' und Licht sind. Der Kleine muss gehütet werden wie ein Selbstzerstörungsmechanismus auf zwei Beinen. Zurück in unserer zwei-Erwachsene-plus-niemand-sonst-Wohnung, frage ich mich unwillkürlich, was man tun müsste, um die Bude babyklar zu machen. Aus seinem Zimmer müsste das Kinderzimmer werden, denn ich habe kein Zimmer. Mein Zimmer wäre am ehesten noch die Küche, aber in der Küche kann man kein Baby aufziehen (oder doch?). Wie auch immer, ich wäre jedenfalls nur schwer bereit, mich vom Kühlschrank oder dem Herd zu trennen, um an dieser Stelle den Wickeltisch hinzustellen. Also sein Zimmer, sein „Arbeitszimmer“. Ihr denkt jetzt an einen Schreibtisch, Bücherregale, einen Computer mit Drucker. Da habt ihr Recht. Aber nun denkt euch jeden dieser Gegenstände vollkommen bedeckt mit Papieren, Zeitungsausrissen, alten Spexen, Kontoauszügen, Platten und sonstwas. Arbeitszimmer, jaja. Dieses Zimmer aufzulösen, würde ich für eine gute Idee halten. Bis mir einfällt, dass das auch für mich bedeuten würde, mich tagelang mit dem Auseinandersortieren dieses ganzen Krams zu befassen. (In der Psychologie gibt es ein Phänomen, das „Broken Window“ genannt wird. Wenn irgendwo ein Gebäude leersteht, vergehen oft Jahre, bis jemand eine Scheibe einschmeißt. Aber ist die erste Scheibe erst mal eingeworfen, dann gibt es kein Halten mehr. Dieses Phänomen kann vollständig erklären, warum sein Arbeitszimmer so aussieht, wie es aussieht, und leider hat das Phänomen auch mich in seinen verhängnisvollen Bann gesogen.)
Dann müsten wir noch die Wände streichen, Babymöbel kaufen und so, das wäre vermutlich der lustigste Teil der Umrüstung unserer Wohnung.
Die Steckdosen. Früher hatten wir da solche drehbaren Plastikchips drin. Die hatten sicher ihren Sinn. Die sollten wir also haben. Ein Gang zu Obi würde also anstehen, und auf dem Weg dorthin könnten wir auch gleich zu Toom oder in ein Gartencenter und uns neue Balkonpflanzen kaufen (die alten hab ich getötet, leider. Aber wie heißt es so schön: Pech mit Balkonpflanzen, Glück mit In Vitro.). Egal, ich schweife schon wieder ab, und unser Baby quetscht sich inzwischen die Finger in zuknallenden Türen! Wir bräuchten also auch diese Gummiklötze, die man oben auf die Tür setzt, um das zu verhindern. Außerdem müsste die schicke Hausbar vom 50er-Servierwagen auf das oberste Bord des Bücherregals umgelagert werden. Sehr gut, erst auf einen Stuhl klettern zu müssen, bevor es was zu trinken gibt, setzt dem Konsum von hartem Sprit eine natürliche Grenze.
Was noch? Wenn man mit offenen Augen durch die Bude geht, kriegt man es wirklich mit der Angst zu tun! Baby könnte den Kopf in die Gitarre stecken, Baby könnte von den umkippenden Boxen zermalmt werden, Baby könnte überhaupt jedes Bücherregal von der Wand auf sich drauf kippen (mit der Hausbar, das hätten wir dann davon), Baby könnte alle Töpfe vom Herd reißen, Müll essen, in die Spülmaschine krabbeln und natürlich vom Balkon fallen, zum Glück nicht besonders tief. Das Auto müssten wir verkaufen, ein alter SL ist keine Familienkutsche. Besser, ich gehe jetzt rüber und sag das L. Und das mit den Steckdosen und der Hausbar gleich mit. Wozu haben wir einen voll ausgestatteten Werkzeugkasten? Warum bin ich denn eine Frau im Besitz einer Schlagbohrmaschine? Ich glaube, die Regale andübeln schaff ich heute noch. Man kann nicht früh genug vorsichtig genug sein. Ich nehme ja nun seit einer Woche Synarela, das Baby ist also quasi schon auf dem Weg, und bei besonders mütterlichen Frauen reicht so ein kleiner Pfi-Pfü in jedes Nasenloch, um den Nestbautrieb voll in Fahrt zu bringen.

Kopfkino, Kopfkino, und wohin führst du mich morgen?

2 Kommentare:

  1. Ok gute Naaaaaaacht :-D Bis morgen früh hihih

    AntwortenLöschen
  2. ja. das maennerzimmer wird zum kimderzimmer. hier auch. die ansage wurde zumindest akzeptiert... mal sehen wie ed weitergeht...

    AntwortenLöschen