Montag, 8. Juni 2009

Eier schaukeln

Warten auf den Zyklus mit festem Job geht ungefähr so: Wecker piept, aufstehen, duschen, anziehen, zur Arbeit, Meeting, Meeting, Meeting, Mittagspause, Meeting, Meeting, arbeiten, Meeting, arbeiten. Dann nach Hause, auf dem Heimweg einkaufen und dabei versuchen, möglichst viele Sachen zu kaufen, die in ein paar Wochen wieder verboten sein werden*, zu Hause kochen, essen, sich den Kopf zerbrechen, was um Himmels willen man ohne Hormone in sein Blog schreiben soll, und das ist häufig auch der erste Zeitpunkt des Tages, an dem man über die Kinder- und IVF-Sache nachdenkt. Dann die Frage: Rot, Weiß oder Bierchen? Und es folgt der typische Paar-Feierabend mit Sofa, Zeitungen, Bett, Buch und Glotze. Boahhh, bin ich müde, war ein Ätz-Tag im Job. Und ehe man sich's versieht, schläft man wie ein Steinchen, ein weiterer Tag ist vorbei, und man ist wieder 24 Stunden näher am nächsten Befruchtungsversuch.

Warten auf den Zyklus ohne festen Job geht anders, ganz anders sogar. Zwar bin ich den ganzen Tag lang beschäftigt und lebe trotzdem in dem unbehaglichen Gefühl, eigentlich müsste ich noch viel mehr tun. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem, dabei ständig an IVF zu denken. Vielleicht liegt es daran, dass ich fast den ganzen Tag meine Wohnung und L. um mich habe. Ich komme täglich 15 mal an meinem Nasenspray vorbei, ich komme ins Arbeitszimmer und denke darüber nach, ob das hier bis in alle Zeiten das Mahnmal zu Ehren der Ungelesenen Zeitung bleibt oder ob sich hier mal Mobiles mit Disney-Figuren drehen werden, und ich sehe den zukünftigen Vielleicht-wenn-wir-Glück-haben-Vater-meiner-Kinder, wenn ich nur zwei Zentimeter an meinem Computerbildschirm vorbeigucke. Er sieht eigentlich ganz entspannt und fröhlich aus. Aber wer weiß schon, was in so einem Kerl vor sich geht? Tut er nur tapfer, um mich nicht zusätzlich zu stressen?

Höchste Zeit, dass die Vorbereitungszeit vorbei ist und es wieder richtig los geht. Im Job, meine ich jetzt.
Denn dass es im Hormonzirkus wieder losgeht, das ist klar. Jedenfalls dann, wenn übermorgen früh keine Zyste auf dem Radar erscheint.

* perfekt wäre z.B. ein Abendessen aus Mayonnaise, Muscheln, rohem Fisch, rohem Steak, altem Brie, Minze und Whiskey. Klingt eklig, findet ihr? Ich gebe euch eine Woche nach der Rückübertragung, dann kann das plötzlich sehr verlockend klingen, glaubt mir!

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