Mittwoch, 3. Juni 2009

Welcher Wochentag ist heute?

Ach, es ist doch alles nichts. So ein Leben ohne feste Struktur, ohne Meetings, die schon Tage im Voraus feststehen, ohne morgens um acht aufzustehen und ohne Kunden und ohne Telefonate. Ich fühle mich irgendwie nutzlos, dumm, überflüssig, alt und müde und...


... aber für ein paar Sekunden habt ihr's geglaubt, oder?

Also, ich könnte mich dran gewöhnen. Schade, dass irgendwann lästige Aufträge kommen werden und mich in meinem freiberuflichen Paradies stören. Aber bis dahin ist das Leben ein Traum! Und dabei bin ich noch nicht mal richtig faul, denn noch ist ja jede Menge zu tun: bis morgen muss ich ein halbes Kilo Papier fertig ausgefüllt haben, um es fristgerecht einzureichen (nicht zu viel verlangt, wenn mein Antrag durchkommt und man mich im Gegenzug mit Geld überschütten wird), ich muss rauskriegen, ob ich nun demnächst lieber ein Gewerbe anmelde oder nicht, ich muss mit einem Steuerberater sprechen und mit zehn anderen Leuten, ich muss mein Angebot online kriegen – aber das wird alles, ich krieg das hin, das ist alles nichts im Vergleich zu dem Stress, den wir aus früheren Zeiten leider gewöhnt waren, und das Wichtigste daran: ich tue das alles für mich. Nur für mich. Nicht für einen Kunden, der noch nicht mal weiß, wie ich heiße, nicht für irgendwelche Kollegen, für niemanden außer mich. Je besser ich das hier mache, desto besser für mich. Und ob ich es nun im Café so gut wie möglich mache oder auf dem Balkon oder im Park oder nackend auf dem Klo, geht niemanden etwas an außer mir. (Nein, ich schreibe NICHT nackt auf dem Klo, um das gleich klarzustellen! Aaaber wer will mir das Gegenteil beweisen? Und bin ich eigentlich die einzige, die findet, Bildtelefone wären gar keine SOOO gute Erfindung, weiß der Himmel, wieso mir das jetzt einfällt?)

Und wie schön das alles erst wird, wenn all der Organisationskram geregelt ist und ich weiß: bei Aufträgen wird Vollkaracho geschuftet, und dazwischen kann ich mich ins Freibad legen und langsam vergessen, dass es auch in meinem Leben mal so was wie Urlaubssperre gab.

Und in all diesem Wuhling nimmt Synarela mich im Moment täglich ganze 20 Sekunden in Anspruch, praktisch und gedanklich. Und immer noch habe ich weder Pickel noch sonst einen Grund zum Meckern. Die Hormone sind diesmal nett zu mir!

Bevor ich mich hier unbeliebt mache, weil alles so dermaßen gut läuft wie bei Gustav Gans, überlege ich noch mal schnell, was heute schief gegangen ist. Und da fällt mir ja doch noch etwas ein! Erst war die Brühe alle, als ich Minestrone kochen wollte, und dann hab ich mir die Zunge verbrannt, und als ich die Spülmaschine ausgeräumt habe, war an zwei Tellern noch Spinat. Ein Ding, oder?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen