Freitag, 5. Juni 2009

Verfehle ich das Thema?

Eigentlich sollte und wollte ich doch über Hormone schreiben und das, was sie gerade mit meinem Körperchen anstellen. Ich würde euch so gerne jeden Tag ein wahres Feuerwerk an nützlichen Informationen und Einblicken zum Thema In Vitro liefern. Stattdessen müsst ihr hier zum wiederholten Mal irgendwelchen Kram über das Wetter, das Nachtleben oder sonstwas lesen.

Woran liegt das? Ist In Vitro am Ende so uninteressant? Das glaube ich gar nicht mal, ich könnte mich bestimmt mehrere Stunden täglich in Foren und auf Blogs beschäftigen (wenn auch nicht hier, bisher hab ich noch nicht so viele deutsche In Vitro-Blogs aufgetan, aber die Amerikanerinnen sind beim Eierbloggen unfassbar umtriebig – wenn aber jemand einen guten Blogtipp aus Deutschland hat, nur her damit!). Ich könnte Medikamente und Ärzte googeln und mich nach und nach zur Expertin entwickeln. Das Problem ist nur, das will ich gar nicht. Denn erstens kriegt man es im Netz innerhalb kürzester Zeit mit der Angst zu tun, wenn man Gesundheitsthemen googelt, und zweitens will ich auch gar nicht, dass dieses Thema nun wirklich zu doll Überhand nimmt in meinem Leben, denn dann käme ich ja sonst zu nichts mehr.

Womit wir gleich beim zweiten Grund dafür sind, warum hier trotz so vieler Versprechen, mich zu bessern, leider oft so wenig von In Vitro die Rede ist: Das hier ist mein In Vitro-Tagebuch, und in meinen In Vitro-Tagen spielen scheinbar andere Dinge eine Rolle, als ich erwartet hatte. Ich hatte wirklich mal gedacht, es würde ein Ausnahmezustand herrschen, und die Hormone würden diesen Wochen und Monaten (und mit Pech auch Jahren) so ein ganz besonderes Aroma mitgeben, das durch jeden Tag weht und sich überall bemerkbar macht. So dass aus Einkaufen In Vitro-Einkaufen wird, aus Urlaub In Vitro-Urlaub, aus Planung In Vitro-Planung usw.
Und das ist nicht immer so. Und in der zweiten Zyklusschleife sogar noch weniger als in der ersten. In Wahrheit stehe ich morgens auf und denke an hundert Dinge, aber nicht daran, ob es denn wohl diesmal klappt und ob dieser Pickel da etwas mit Hormonen zu tun hat. In Wahrheit vergehen oft acht Stunden an einem Streifen, ohne dass ich auch nur einen Gedanken an Kinder, Kinderlosigkeit, die näher rückende OP oder meine Medikamente verschwende. Und wenn das eben für mich so ist, dann ist das so, und deshalb ist es doch nicht weniger mein In Vitro-Tagebuch, wenn für mich In Vitro nun mal so läuft.
(In letzter Zeit ist es zwei mal vorgekommen, dass mich jemand angerufen hat und ganz bedeutungsschwanger gefragt hat, wie es denn jetzt weitergeht? Und ich hab in beiden Fällen gedacht, die meinen die Selbständigkeit und nicht die Spritzen.)

Ich weiß auch nicht, ob das die Ausnahme ist oder ob sich das jede früher oder später mal denkt – müsste das nicht dramatischer sein? Vielleicht kommt das Drama ja auch noch, wenn die Monate vergehen und immer noch kein Baby in Sicht ist. Ein Blick in die Gesichter der anderen Patienten in meiner Klinik legt nahe, dass einem mit der Zeit das Lachen schon vergehen kann.
Vielleicht liegt es auch nur daran, dass sich gerade so viele Dinge tun, die mich von meinen Eiern ablenken. Ich kann euch sagen, sich selbständig zu machen, ist eine 1a Methode, um Hormonblues zu vermeiden.
Und ich weiß nicht, ob das viele Witzeln und Frotzeln und Wer-weiß-wie distanziert tun nur meine Methode ist, zu viel Enttäuschung und Kummer zu vermeiden, ob ich mir was vormache und es nachher nur um so dicker kommt, und ob mir das alles irgendwann noch mal im Hals stecken bleiben wird. Aber das ist nun mal die einzige Methode, die ich habe, um mit solchen wirren Zeiten umzugehen und den Kopf über Wasser zu behalten.

p.s. Es ist ja auch schließlich so: Wenn ich mich nur auf In Vitro beschränken würde, dann würde dieser Blog in etwa aussehen:
Montag
Heute morgen Nasenspray. Puh, fieser Geschmack! Wird das ein Pickel da neben meiner Nase?
Abends Nasenspray. Pickel unverändert.
Dienstag
Morgens Nasenspray, aber fast hätte ichs vergessen! Puh! Heute zwei Kilo mehr auf der Waage als noch vor einer Woche. Bin sicher, L. wird mich trotzdem weiterhin lieben und begehren, der Süße.
Abends Nasenspray.
Mittwoch
Der Tag beginnt mit Nasenspray. Mittags auf einem 15 Minuten langen Spaziergang vier Zwillingskinderwagen gesehen. We are family! Abends Nasenspray. Pickel verschwunden.

usw., das kann doch keiner wollen?

2 Kommentare:

  1. Mmmh, du willst einen Tipp für einen guten deutschsprachigen Blog über IVF/ICSI. Also ich lese gern den Blog von Tastentiger, über dessen Schreibstil könnte ich mich wegschmeißen.
    Mist, Link einfügen funktioniert hier irgendwie nicht, na gut, dann musst du bei google "Tastentiger Blog Baby-Alarm" eingeben. Und dann: Popcorn bereitstellen, zurücklehnen und den Blog von ganz, ganz vorn lesen. Great entertainment!

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  2. Großartiger Tipp mit Tastentiger, dankeschön!

    (Und wehe, nun klicken alle davon und wollen von mir nichts mehr wissen, weil sie es bei Tastentiger viel schicker finden. Ne me quitte pas!)

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