Kinderwunschbehandlungen, das weiß man, wenn man ab und zu eine Zeitung aufschlägt, Kinderwunschbehandlungen finden nicht alle gut. Aus Gründen, die ich ihnen gar nicht unterstellen will, sind z.B. gerade Eltern mehrerer Kinder, vor allem, wenn sie männlich und etwas älter sind, häufig der Meinung, das wäre widernatürlich, würde irgendwelche höheren göttlichen Regeln brechen (gut, dagegen kann man leider nichts sagen, das ist der Charme und die unverschämte, dummfreche Niedertracht solcher Behauptungen), wäre doch auch nicht nötig und würde im Zweifel nur bedeuten, dass irgendwelche reichen alten Luxuspaare aus Jux und Dollerei oder auch wahlweise „Machbarkeitswahn“ die Krankenkassen schröpfen. Schröpfen! Ich finde Kinderwunschbehandlungen gut und bin froh, dass auch für mein medizinisches Problem eine medizinische Lösung existiert. Andere, die mein Problem nicht haben, lehnen sich gerne satt und zufrieden zurück und finden, das muss doch nicht.
Geocaching dagegen! Kann man irgendein Argument dagegen finden? Abgesehen von „Kinderkram, interessiert mich nicht“ – wogegen sich auch wieder nichts sagen lässt, damit hat sich das Thema dann erledigt, ohne Schaden zu nehmen.
1. Bewegung an der frischen Luft.
Das fand schon meine Mutter immer gut, und ich muss ihr ein bisschen beipflichten: so ein kurzer Kundschaftsgang zum nächstgelegenen Cache erfrischt, macht wach und munter, und gute Laune bekommt man außerdem, zumindest, wenn man fündig wird.
2. Ich fresse weniger.
Diese gewisse Unzufriedenheit, wenn ich in der Mittagspause meinen Teller leer gegessen hatte, ließ sich früher nur beschwichtigen, indem ich mir noch drei Kugeln Eis oder einen Milchreis oder was weiß ich was geholt habe. Jetzt gehe ich nach dem Essen noch einen Cache bergen, und schon fühlt sich alles rund an.
3. Ich gebe weniger sinnloses Geld aus.
S.o.: auch dieses merkwürdige Mittagspausen-Shoppingverhalten fällt jetzt weg. Ich finde, ich habe genug Kleidungsstücke im Schrank, an denen nach einem halben Jahr immer noch die Schilder hängen, und genug seit einem Jahr ungelesener Bücher, die ich mal gekauft hatte, weil am Ende der Mittagspause noch 20 Minuten übrig waren. Jetzt treibt mich meine Unruhe nicht zu Thalia, sondern zum nächsten kleinen grünen Tradi-Symbol auf meinem Telefon.
4. Es macht Spaß.
5. Es füllt eine Lücke, die seit dem Ende der Kindergeburtstage vor fast 30 Jahren niemand füllen konnte.
6. Ich habe mehr von meiner Stadt.
Die Caches locken mich an Stellen, die ich ohne sie vermutlich niemals kennengelernt hätte. Und das Schönste daran: all diese Stellen fühlen sich ein bisschen wie Zuhause an, wenn man den Cache erst mal gefunden hat. Die Stadt bekommt eine zweite Ebene, und an einem Versteck vorbeizuspazieren, fühlt sich so an, als würde einem gerade jemand zuzwinkern. Ich fühle mich in Hamburg schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr fremd, aber müsste ich morgen umziehen, dann wüsste ich, dass ich mir in meiner neuen Stadt als erstes die Caches ansehen und mich mit jedem Fund ein bisschen heimeliger fühlen würde.
7. Lili kann mit.
Im Gegensatz zu meinen vielen Nerdhobbies wie Bloggen, Twittern, Mails schreiben oder Legend of Zelda spielen hat auch das treue Tier etwas davon, wenn wir zusammen aufbrechen. Zwar wird sie mal ein bisschen fiepig, wenn Frauchen seit Minuten im gleichen Gebüsch herumkramt und Tomaten auf den Augen hat, aber im Großen und Ganzen ist sie einverstanden mit unseren kleinen netzgesteuerten Abenteuern.
Das Einzige, wirklich das Einzige, was ich zu meckern habe, ist, dass das GPS mir immer zu schnell den Telefonakku leersaugt. Aber das ist eher ein apple-Problem als ein geocaching-Problem. Geocaching, Yay!!!!
One Meal Fits All
vor 23 Stunden